Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Vorwort zur deutschen Ausgabe


Im Abhidhamma, einem Teil der Lehre des Buddha, wird eine Analyse der Wirklichkeit gegeben, d.h. der sechs Welten, die wir fortwährend durch Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und das Geisttor eleben. Die von uns erlebte Wirklichkeit wird hier in nicht mehr reduzierbare Elemente, Dhamma, zerlegt.
Sie bedingen alle inneren und äußeren Erscheinungen wie Farben und Form, Töne, Düfte, Geschmäcke, alle greifbaren Gegenstände, das Sehbewußtsein, das Hörbewußtsein, das Riechbewußtsein, das Schmeckbewußtsein, Gefühle und Empfindungen und das Denken.
Die Eigenschaften dieser Dhamma selbst werden als die letzten Bestandteile angesehen, durch deren Wechselbeziehungen alle Dinge in Erscheinung treten.
Jeder Dhamma entsteht abhängig von anderen. „Wenn ein Auge, Licht und Aufmerken, Farben und Form da sind, entsteht ein Sehbewußtsein. Die Verbindung dieser Dhamma ergibt eine Berührung. In Abhängigkeit von einer Berührung tritt ein Lust- oder Unlustgefühl auf usw."

Diese Dhamma sind vergänglich (anicca), deshalb leidvoll (dukkha) und unpersönlich (anatta). Der Weg zur Befreiung vom Leiden ist der Edle Achtfache Pfad, der zur Aufhebung aller bedingt entstandenen Wirklichkeiten, aus dem Samsāra zum Nibbäna, führt. Nicht nur Mönchen, die den Gang vom Hause fort in die Hauslosigkeit (Pabbajja) vollzogen haben, sondern auch Laien ist es möglich, diesen Heilspfad zu beschreiten.

Im vorliegenden Buch ist die 'Höhere Lehre' des Buddha in verständlicher Form dargeboten. Das Wichtige daran ist, daß seine Lehre hier in Bezug auf unser tägliches Leben dargeboten wird. Das Wissen um die Wirkung des Lebens selbst auf die innere Gestaltung und das Werden kann somit in uns lebendig werden.

Das Leben leben heißt: das Sichtbare sehen, Klang hören, Duft riechen, Geschmack schmecken, Eindrücke durch den Körper wahrnehmen, Gefühle fühlen, Empfindungen empfinden, Gedanken denken.

Die Lehre des Abhidhamma praktizieren, heißt soviel wie Weisheit entfalten. Indem wir die Unwissenheit um die Dinge aufgeben, die wir vorher nicht kannten, werden wir sie besser kennenlernen. Es sind die gewöhnlichen Dinge, wie: Sehen und das Sichtbare, Hören und Klang, etc., eben das, was wir jeden Tag erleben. Wenn wir diese Dinge nicht kennen, können wir unsere Befleckungen nicht tilgen.
Befleckungen erscheinen nicht in den anderen Dingen, sondern werden in uns von einem Bewußtsein zum anderen angehäuft. Sie sind, wie alle anderen bedingt entstandenen Wirklichkeiten, Nicht-Selbst. Indem wir „Einsicht in die wahre Natur der Dinge, d.h. Vipassanā, entfalten" und durch Achtsamkeit, Sati, die Eigenschaften der Dinge zu erfassen suchen, die durch Augen, Ohren, Nase, Zunge, den Körper und das Geisttor erscheinen, kann heilsames Denken entfaltet werden, d.h. „ein Denken, das nicht bloß in Begriffen verarbeitet wird, sondern sich im Erleben verwirklicht".

Viele Zitate aus den Sutten wurden aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt, da mir selten eine deutsche Übersetzung der Pali-Texte vorlag. Gute Helfer waren der 'Visuddhimagga' in der deutschen Übersetzung des Ehrwürdigen Bhikkhu Nyanatiloka Mahāthera und sein 'Buddhistisches Wörterbuch', erschienen im Verlag Christiani, Konstanz.

Ein persönliches Zusammentreffen mit der Verfasserin des Buches, Frau Nina van Gorkom, deren Begeisterung für das Studium des Buddhismus auf mich gewirkt hat, war ein großer Ansporn, mit der Übersetzung zu beginnen.

Mein ausdrücklicher Dank gilt Adschan Sujin Boriharnwanaket, durch deren meisterhafte Führung das Studium des Abhidhamma zum lebendigen Erlebnis geworden ist.

Seit mehr als 40 Jahren hält Adschan Sujin Vorträge in Thailand. Sie lehrt 'Vipassana', zitiert Sutten-Texte und Kommentare zum Tipitaka, von denen es bis dahin kaum Übersetzungen aus dem Pali in die thailändische Sprache gegeben hat. Sie ermutigt Mönche und Laien, selbst an den 'Quellen' zu forschen und zu studieren, um ihre 'Übung im Alltag' in Übereinstimmung zu den Lehren des Buddha zu bringen. Ihr Buch 'Metta-Allumfassende Güte im Buddhismus' wurde 1995 in London herausgegben. Adschan Sujins Vorträge werden während des Tages über Rundfunk in Thailand und in den Nachbarländern Laos, Malaysia und Kambodscha ausgestrahlt.

Dem ehrwürdigen Phra Dhammadharo Bhikkhu, Alan Driver, der 1988 mit seiner Mutter in Thailand bei einem Autounfall tödlich verunglückte, sei gedankt für seine beratende Unterstützung und den Empfehlungen, besonders bei der Übersetzung der Sutten-Texte.

1976 und 1979 konnte die Dhamma-Studiengruppe, zu der auch Jonathan und Sarah gehören, auf Pilgerreise in Sri Lanka gehen. Ein Besuch beim Ehrwürdigen Nyanaponika Mahäthera in Kandy wird unvergeßlich bleiben. Auf einer Pilgerreise durch Indien und Nepal im November und Dezember 1996 besuchte ich Varanasi (Benares), Sarnath, Bodh Gaya und Lumpini, den Geburtsort des Buddha Gotama.

Meinen Eltern und Verwandten, Lehrern, vor allem A. Fuhrmann, Schwester Clara Ignatia, geb. Niessen, und Prof. W. Faber, den Priestern J.Hamacher, O. Breuer, J. Maier CSSR, Dr. K.Kerscht, Dr. C. Klinkhammer, Heinrich Rottländer, Hermann Rottländer, allen Dhamma-Freunden in Deutschland und in anderen Teilen der Welt, möchte ich danken.

Mein besonderer Dank gilt Frau Sorina Angelini-Pötzl, die Manuskripte für mich ausgedruckt hat, den Lehrerkollegen Herrn Wilhelm und Frau Monika Teipel, Herrn Anek Damsaard von der 'Königlichen Thailändischen Botschaft, Herrn Geshe Pema Tsering vom 'Zentralasiatischen Seminar der Universität Bonn', der Familie Steigleder, Herrn Dr. Günther Drucks und Frau Anneliese und Sohn Oliver, den guten Nachbarn, vor allem Eva Hongsanant, Frau Monika Hagemann, Herrn Ernst Hagemann, Frau Alicia Freund,Herrn Gerd und Frau Ilse Pompetzki, Frau Pui Sompongvadee Vikitsreth, Frau Nit Chulasamaya, Frau Sunanta Subhaphol, die keine Mühe gescheut hat, Komputerprogramme per Internet von Deutschland nach Thailand zu senden, Frau Gabi Hense, Herrn German Rauhut von der 'SoftControl Co., Ltd.', dem Goethe Institut in Bangkok , Herrn Wulf Thüring von der 'Gralsbewegung', dem Ehrwürdigen Paul Debes und Herrn Raimund Beyerlein und der Ehrwürdighen Ayya Khema im Buddha-Haus in Oy-Mittelberg (Allgäu).

Gerne erinnere ich mich an die 'Mittwochgespräche', Vorträge und Seminare in der 'Evangelischen Stadtakademie', im 'St. Hubertushaus' der Stadt Düsseldorf und im 'Herman-Josef Haus' der Stadt Köln, an die Eucharistiefeier in der 'Basilika St. Ursula' in Köln, die alle unter dem Thema 'Religionen im Gespräch' zusammengefaßt werden können.

Dank auch an Kim Eng Tavi-Saengsiri, genannt Ama, und an ihre ' guten Hausgeister', die sich immer um mein leibliches Wohlbefinden bemüht haben.

'Anumodanā' spreche ich der 'Dhamma Study and Propagation Foundation' ('Stiftung für Studium und Verbreitung des Dhamma') in Bangkok, Thailand, aus, die im Tempel Bovornnives und im Hause von Khunying Noparat Sanitvongse na Ayudhya studiert.

Der Druck dieses Buches wurde durch die fmanzielle Unterstützung von Herrn Kanok und Frau Valee Devahastin emöglicht. Associate Professor Group Captain Kanchana Singhapanish Chuathong und Squadron Leader Rajana Kruakoa an der 'Akademie der Königlichen Thailändischen Luftwaffe' waren ein unermüdlicher Beistand bei der Korrektur des Textes. Fräulein Kanha Urasayanun, Mitarbeiterin bei der 'Bangkok Post' in Thailand, übernahm die Verantwortung für die Gestaltung und den Druck des Buches.

Meerbusch Ursula Maria Luise Rottländer-Tavi
Deutschland, 1997