Kapitel 4. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag 
Die Kennzeichen der lobha
Es gibt viele verschiedene Arten von citta. Es gibt akusala citta (nicht heilsame citta), kusala citta (heilsame citta), vipaka citta (citta, die Ergebnis sind) und kriya citta (citta, die weder Ursache noch Wirkung sind). Alle diese citta entstehen jeden Tag, dennoch wissen wir so wenig über uns selbst. Meistens wissen wir nicht, ob die citta akusala, kusala, vipaka oder kiriya sind. Wenn wir lernen, sie zu unterscheiden, werden wir mehr Verständnis für uns selbst und andere haben.
Wir werden barmherziger und gütiger gegen andere sein, auch wenn sie sich in einer unverständigen Art benehmen. Wir mögen nicht die akusala citta anderer Menschen. Wir empfinden es als unangenehm, wenn sie geizig sind oder verletzende Worte sprechen.
Erkennen wir aber, in welchen Augenblicken wir selbst akusala citta haben? Wenn wir Abneigung gegen die verletzenden Worte anderer verspüren, sind wir es selbst, die in diesem Augenblick akusala citta - von Ärger begleitet - erleiden. Statt unsere Aufmerksamkeit auf die akusala citta anderer zu lenken, sollten wir uns unserer eigenen akusala citta bewusst werden.
Wenn wir nicht Abhidhamma studieren, der die Wirklichkeiten im Einzelnen erklärt, wissen wir wahrscheinlich nicht, was akusala ist. Viele können das, was nicht heilsam ist, für heilsam halten und somit' Unheilsames ansammeln, ohne es zu wissen. Wenn wir mehr über die verschiedenen Alten von citta wissen, können wir selbst einsehen, welche Arten oft entstehen, und somit werden wir uns selber besser kennenlernen.
Wir sollten den Unterschied zwischen kusala und akusala kennen. Im 'Atthasālinī' (Buch I, Kapitel I, 38) wird über die Bedeutung des Wortes kusala gesprochen. Das Wort kusala hat viele Bedeutungen. Folgendes kann gemeint sein: von guter Gesundheit, fehlerlos, geschickt, glückliche Ergebnisse schaffend. Der Atthasālinī berichtet:
'Der Ausdruck 'moralischer Zustand' wird treffen ausgedrückt entweder durch 'heilsam' oder 'fehlerlos' oder 'glückliche Ergebnisse schaffen'
Wenn wir dāna (Großmut), sila (Sittlichkeit) und bhāvanā (Entfaltung und Pflege des Geistes, Geistestraining) üben, sind die citta kusala. Heilsames umfasst die Anerkennung der guten Taten der anderen, Hilfe am Nächsten, Höflichkeit, Respekterweisen, Einhaltung der Regeln, Studium und Unterweisung im dhamma, samatha und vipassanā (Entfaltung der Einsicht in die wahre Natur der Wirklichkeit). Sie sind in dāna, sīla oder bhävanā eingeschlossen. Kusala 'schafft glückliche Ergebnisse', jede gute Tat wird erfreuliche Ergebnisse bringen.
Der Atthasālinī (I, Teill, 39) gibt folgendes über akusala an:
„a-kusala bedeutet 'nicht moralisch'! Gerade wie Freundschaft das Gegenteil zu Feindschaft, wie Gier das Gegenteil zu Selbstlosigkeit ist, so ist 'akusala' dem 'kusala' entgegengesetzt..."
Unheilsame Taten werden unheilsame Wirkungen hervorbringen. Niemand möchte, dass ihm unglückliche Ergebnisse widerfahren. Viele Menschen sind noch unwissend über die Ursachen, unglückliche Ergebnisse hervorbringen, über akusala. Sie erkennen oft nicht, dass sie unheilsame Taten begehen.
Beim Studium des 'Abhidhamma' lernen wir drei Gruppen von akusala citta kennen. Sie sind:
- Lobha-mūla-citta: oder citta in Zuneigung (lobha) wurzelnd
- Dosa-mūla-cittaoder citta in Abneigung (dosa) wurzelnd
- Moha-mūla-citta: oder citta in Verblendung (moha) wurzeln
Moha entsteht in jedem akusala citta. Akusala citta, in lobha wurzelnd, haben eigentlich zwei Wurzeln: moha und lobha. Sie werden 'lobha-mūla-citta' genannt, weil nicht nur moha mit jedem akusala citta entsteht, sondern in jedem Fall auch lobha. Lobha ist die 'Wurzel', nach der die lobha-mūla-citta benannt werden. Akusala citta, in Abneigung wurzelnd, haben auch zwei Wurzeln: moha und dosa. Sie werden 'dosa-mūla-citta' nach ihrer Wurzel genannt, die dosa ist. Es gibt mehr als eine Art in jeder der drei Gruppen der akusala citta, weil es eine solche Vielfalt von citta gibt.
Was lobha-mūla-citta betrifft, gibt es acht verschiedene Arten. Wenn wir die Kennzeichen der lobha besser kennen, werden wir selbst feststellen, dass verschiedene Arten von lobha-mūla-citta entstehen. Lobha ist der paramattha dhamma, den wir cetasika (geistiger Faktor, der in einem citta entsteht) nennen. Er ist wirklich, er wirkt, und somit kann er erlebt werden.Lobha ist Zuneigung oder Anhaften, 'sich an etwas binden, anklammern'. Im 'Visuddhimagga' (XIV, 16,2) wird angegeben:
| '... lobha hat die Eigenschaft, ein Objekt zu ergreifen wie Vogelleim (lt. Affenleim). Die Wirksamkeit zeigt sich im Klebenbleiben, wie beim Fleisch in einer heißen Pfanne. Es offenbart sich als Nichtaufgeben, so wie bei der Farbe des Rußes. Die unmittelbare Ursache liegt in der Freude und dem Genuss an Dingen, die zur Knechtschaft führen. Lobha schwillt mit dem Strom der Begierde an und bringt die Wesen in einen Zustand des Verlorenseins, der zu unglücklichen Geburten führt, wie es der schnell dahin fließende Strom mit Dingen tut, die er dem großen Ozean zuträgt.' |
Lobha wird mitunter mit 'Gier' oder 'Begierde' übersetzt. Sie kann durch viele Wörter ausgedrückt werden, weil es viele Grade von lobha gibt. Lobha kann stark, mittelstark oder schwach sein. Für die meisten Menschen ist lobha erkennbar, wenn sie sehr offensichtlich ist, nicht aber, wenn sie sich in einer feineren Abstufung zeigt. Zum Beispiel lässt sich lobha erkennen, wenn wir dazu neigen, zuviel von einem köstlichen Gericht zu essen, oder wenn wir von alkoholischen Getränken und Zigaretten abhängig werden. Wir sind an Menschen gebunden. Wir leiden, wenn wir jene durch den Tod verlieren, die uns lieb sind. Hier zeigen sich Zuneigung und Bindung sehr deutlich, und wir sehen wahrscheinlich ein, dass lobha zu Kummer und Leid fuhrt.
Lobha zeigt sich in vielen Abstufungen. Da citta entstehen und sehr schnell wieder vergehen, stellen wir mitunter nicht fest, ob lobha aufgrund dessen entsteht, was wir im täglichen Leben durch die sechs Tore erfahren. Besonders dann nicht, wenn sich lobha nicht in solch intensivem Grade wie bei Gier oder Sucht zeigt. Bei jedem erfreulichen Anblick, Klang, Geruch, Geschmack oder Körpereindruck, entsteht sicherlich Neigung zu den Dingen. Sie entsteht täglich unzählige Male.
Lobha entsteht durch Bedingungen. Sie entzieht sich einer Kontrolle oder Beherrschung. In vielen Sutten (Lehrreden) spricht Buddha über lobha, weist auf ihre Gefahren hin und auf den Weg, der zu ihrer Überwindung führt. Die angenehmen Objekte, die wir durch die 5 Sinne erfahren, werden „die fünf Quellen der Sinnesfreuden" genannt.
Wir lesen in der Mahā-dukkha-kkandha-sutta (Größere Abhandlung über die Entwicklung des Leidens, Maj. Nikāya, Sihanāda-vagga), dass der Buddha, als er in der Nähe von Savatthī im Jeta-Hain weilte, zu den Jüngern sagte:
| „Und was, ihr Mönche, ist die Befriedigung der Sinnesfreude? Diese fünf, ihr Mönche, sind die Quellen der Sinnesfreuden. Welche fünf? Körperliche Formen, erkennbar durch das Auge, angenehm, erfreulich, gern gemocht, verführerisch, verbunden mit sinnlichen Freuden, verlockend. Töne, erkennbar durch das Ohr... Gerüche, erkennbar durch die Nase ... Geschmack, erkennbar durch die Zunge ... Berührungen, erkennbar durch den Körper, angenehm, erfreulich, gern gemocht, verführerisch, verbunden mit sinnlichen Freuden. Welche Freude, welches Glück auch immer infolge dieser fünf Quellen der Sinnesfreude entsteht, das ist die Befriedigung der Sinnesfreuden." |
Die Befriedigung der Sinnesfreuden ist kein wahres Glück. Viele, die nicht den' Abhidhamma' studiert haben, können annehmen, dass Zuneigung und Bindung heilsam seien, besonders wenn sie mit freudiger Empfindung entstehen. Sie kennen nicht den Unterschied zwischen Zuneigung und gütiger Liebe (mettā) kennen, Phänomene, die beide mit einer freudigen Empfindung entstehen. Dennoch ist das citta, das mit einer freudigen Empfindung entsteht, nicht notwendigerweise ein kusala citta. Wenn wir mehr über akusala citta und kusala citta wissen und mehr auf ihre Kennzeichen achten, werden wir bemerken, dass die freudige Empfindung, die in einem lobha-mūla-citta vorkommt, verschieden ist von der freudigen Empfindung, die in einem kusala citta entsteht. Empfindung (vedanā) ist ein cetasika (geistiger Faktor), der in jedem citta auftritt. Ist das citta akusala, ist auch die Empfindung akusala.
Wenn das citta kusala ist, ist auch die Empfindung kusala. Wir können den charakteristischen Unterschied zwischen einer freudigen Empfindung beim anhaftenden Erleben eines angenehmen Anblicks oder Klanges und einer freudigen Empfindung beim großmütigen Geben erfahren. Buddha hat immer wieder darauf hingewiesen, dass lobha Kummer und Leid mit sich bringt. Wenn wir uns von geliebten Menschen und Dingen, an denen wir Freude hatten, trennen müssen, leiden wir. In der bereits erwähnten Maha-dukkha-kkhandha-sutta (M 13) spricht Buddha über das Leid, das durch Sinnesfreuden entsteht. Buddha sagte zu seinen Mönchen:
„Und was, ihr Mönche, ist das Elend des Begehrens? In einem Fall, ihr Mönche, verdient ein junger Mann aus einer Familie seinen Lebensunterhalt durch ein Handwerk. Er wird von Kälte geplagt, er wird von Hitze geplagt. Er leidet durch die Berührung von Bremsen, Mücken, Wind, Sonne, kriechenden Wesen, muss Hunger und Durst leiden. Das aber, Mönche, ist das Elend des Begehrens … Dieser junge Mann, ihr Mönche, muntert sich auf, strengt sich an und strebt. Wenn er aber die erstrebten Besitztümer nicht erlangt, grämt er sich, trauert, klagt, schlägt sich an die Brust und jammert, gerät in Verzweiflung und denkt: 'Meine Anstrengung war umsonst, mein Streben fruchtlos!'. Das aber, Mönche, ist das Elend des Begehrens. Und weiter, ihr Mönche, wegen Sinnesfreuden streiten Könige mit Königen, Adlige mit Adligen, Brahmanen mit Brahmanen, Hausherren mit Hausherren, eine Mutter mit ihrem Sohn, ein Sohn mit seiner Mutter, ein Vater mit seinem Sohn, ein Sohn mit seinem Vater, ein Bruder mit seinem Bruder, ein Bruder mit seiner Schwester, ein Freund mit seinem Freund. Wer an einem Streit teilnimmt, zetert und schreit, sich an Mitmenschen mit Steinen, Stöcken und Waffen vergreift, erleidet den Tod oder tödlichen Schmerz. Das aber, Mönche, ist das Elend des Begehrens." |
Wir lesen noch von vielen anderen Gefahren der Sinnesfreuden und über ihre schlechten Folgen in der Zukunft. Buddha wies auch auf die Gefahr hin, die in der Befriedigung durch körperliche Formen liegt. Wir lesen:
| „Und was, ihr Mönche, ist die Befriedigung durch körperliche Formen? Sie ist mit einem Mädchen aus einer Adelsfamilie oder aus einer Brahmanenfamilie oder aus einer Haushälterfamilie zu vergleichen, das im Alter von fünfzehn oder sechzehn Jahren nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu dünn, nicht zu dick, nicht zu dunkel und nicht zu hell ist ... ist sie, ihr Mönche, zu dieser Zeit auf dem Höhepunkt ihrer Schönheit und Lieblichkeit angelangt?" „Ja, Herr." „Mönche, welches Glück und welche Freude auch immer durch Schönheit und Lieblichkeit entsteht, das ist Befriedigung durch körperliche Formen. Und worin, ihr Mönche, liegt die Gefahr der körperlichen Formen? Was dies betrifft, so kann man dieselbe Frau nach einiger Zeit wiedersehen, achtzig, neunzig oder hundert Jahre alt, bejahrt, gekrümmt wie ein Holzfäller, gebeugt, auf einem Stock gestützt dahinwackelnd, elend, die Jugend geschwunden, zahnlos, das Haar ausgefallen, die Haut runzelig, die Glieder gebleicht. ... Und weiter, ihr Mönche, kann man die Frau wiedersehen, wenn ihr Körper auf einen Friedhof getragen worden ist. Sie ist seit einem, zwei oder drei Tagen gestorben, aufgeschwollen, verfärbt, in Verwesung. Was würdet ihr denken, Mönche? Daß das, was ehemals Schönheit und Lieblichkeit war, nun verschwunden ist?" „Ja, Herr." „Auch dies, ihr Mönche, ist eine Gefahr der körperlichen Formen..." |
Was Buddha seine Mönche lehrte, mag uns roh erscheinen, aber es ist die Wahrheit. Uns fällt es schwer, das Leben als das zu nehmen, was es wirklich ist: Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Wir können es nicht ertragen, uns unseren Körper oder den Körper eines geliebten Menschen als Leiche vorzustellen. Wir akzeptieren die Tatsache, dass wir geboren sind. Es fällt uns aber schwer, die Folgen der Geburt hinzunehmen: Alter, Krankheit und Tod. Wir versuchen, die Vergänglichkeit aller bedingt entstandenen Dinge nicht zu beachten. Wenn wir in den Spiegel schauen und unseren Körper pflegen, neigen wir dazu, ihn für etwas zu halten, was bleibt und zu uns gehört. Der Körper jedoch ist nur rūpa. Er besteht aus Elementen, die verfallen, sobald sie entstanden sind. Es gibt kein Teil im Körper, das dauerhaft ist.
Den Körper für ein 'Ich' zu halten, ist eine falsche Anschauung, in Pali: ditthi. Ditthi ist ein cetasika (geistiger Faktor), der mit einem lobha-mūta-citta (citta in Bindung wurzelnd) entsteht. Insgesamt gibt es acht Arten von lobha-mūla-citta, vier davon werden von ditthi begleitet. Wenn lobha-mūla-citta mit ditthi entsteht, hat man in diesem Augenblick falsche Ansicht.
Es gibt viele Arten von ditthi. Der Glaube an ein Selbst, Persönlichkeitsglaube, ist eine Art von ditthi. Irgendetwas für ein 'Ich' zu halten, ist ditthi. Manche glauben, es gäbe ein 'Ich', das in diesem Leben existiere und das weiterexistiere, wenn diese Lebensspanne beendet ist. Dies ist der 'Ewigkeitsglaube'.
Andere wiederum glauben, daß ein 'Ich' nur in diesem Leben existiere und daß es mit dem Ende des Lebens ausgelöscht werde. Diese Ansicht wird' Vernichtungsglaube' genannt. Auch die Ansicht, daß es kein kamma und vipāka gibt, ist eine Art von ditthi. Seit jeher gibt es in vielen Ländern Menschen, die annehmen, sie könnten sich einfach durch Waschungen im Fluß oder durch Gebete von ihren Unvollkommenheiten reinigen. Sie glauben, daß sie damit das Ergebnis ihrer bösen Taten abwehren können. Sie wissen nicht, dass jede Tat ihr eigenes Ergebnis bringt. Wir können jedoch von Unvollkommenheiten nur dann gereinigt werden, wenn wir die Weisheit pflegen, die sie auszulöschen vermag. Wenn man annimmt, Taten brächten nicht ihre entsprechenden Ergebnisse, kann man leicht zu dem Glauben neigen, die Pflege des Heilsamen sei nutzlos. Diese Meinung kann zu bösen Taten und zum Verderben einer Gesellschaft fuhren.
Von den acht Arten der lobha-mūla-citta entstehen vier Arten mit falscher Ansicht (ditthi). In Pali werden sie ditthigata-sampayutta genannt (sampayutta bedeutet 'begleitet von'). Vier Arten der lobha-mūla-citta entstehen ohne falsche Ansicht. Sie werden ditthigata-vippayutta genannt (vippayutta bedeutet 'getrennt von').
Lobha-mūla-citta werden immer von einer Empfindung begleitet. Entweder entsteht ein lobha-mūla-citta mit einer angenehmen Empfindung oder mit einer indifferenten Empfindung. Lobha ist intensiver, wenn es mit einer angenehmen Empfindung entsteht. Von den vier Arten der lobha-mūla-citta, die von ditthi begleitet werden, entstehen zwei mit einer angenehmen Empfindung (somanassa), in Pali: somanassa-sahagata (begleitet von angenehmer Empfindung), und zwei Arten entstehen mit einer indifferenten Empfindung (upekkha), in Pali: upekkha-sahagata.
Wenn man zum Beispiel an der Ansicht festhält, ein 'Ich' würde fortbestehen, so kann das citta von einer angenehmen oder indifferenten Empfindung begleitet sein. Von den vier lobha-mūla-citta, die ohne ditthi entstehen, werden zwei Arten von einer angenehmen Empfindung (somanassa-sahagata) begleitet und zwei Arten von einer indifferenten Empfindung (upekkha-sahagata). Somit können wir feststellen: von den acht Arten der lobha-mūla-citta entstehen vier Arten mit angenehmer Empfindung und vier Arten entstehen mit indifferenten Empfindung.
Bei der Einteilung der lobha-mula-citta muss noch ein anderer Unterschied gemacht werden. Lobha-mūla-citta können 'asankhārika' (unveranlasst) oder 'sasankhārika' (veranlasst, eingegeben, eingetrieben) sein. Asankhārika kann mit 'nicht durch etwas herbeigeführt' übersetzt werden oder 'durch nichts veranlasst' oder 'freiwillig, unwillkürlich'. Sasankhārika kann mit 'durch etwas herbeigeführt' übersetzt werden, 'durch etwas veranlasst'. Der 'Visuddhimagga' (XIV, 91) umschreibt lobha-mūla-citta, die sasankhārika sind, folgendermaßen: 'Das Bewusstsein ist träge, faul und muß durch etwas angetrieben werden.' Lobha-mūla-citta, die sasankhārika sind, werden durch den Rat oder die Bitte einer anderen Person veranlasst, oder sie werden durch unsere eigene Überlegung herbeigeführt. Sogar wenn ihre Entstehung durch unsere eigene Überlegung veranlasst wird, sind sie sasankhārika, und die citta sind träge, faul und durch etwas aufgedrängt. Wir sehen, dass lobha eine größere Intensität hat, wenn es asankhārika statt sasankhārika ist.
Von den vier lobha-mūla-citta, die mit ditthi entstehen, sind zwei Arten asankhārika und zwei Arten sind sasankhārika. Ebenso sind von den vier lobha-mūla-citta, die ohne ditthi entstehen, zwei Arten asankhārika und zwei Arten sasankhārika.
Wir können also die acht lobha-mūla-citta in vier Arten unterteilen, in solche, die asankhārika sind, und in vier Arten, die sasankhārika sind. Es ist nützlich, die Palibegriffe und ihre Bedeutung zu lernen, weil die deutsche Übersetzung nicht klar genug die Wirklichkeit, die in den Begriffen ausgedrückt werden soll, wiedergibt.
Die acht Arten der lobha-mūla-citta sind:
- Somanassa-sahagatam, ditthigata-sampayuttam, asankhārikam ekam (von angenehmer Empfindung begleitet, mit falscher Ansicht, unveranlasst)
- Somanassa-sahagatam, ditthigata-sampayuttam, sasankhārikam ekam) (von angenehmer Empfindung begleitet, mit falscher Ansicht, veranlasst)
- Somanassa-sahagatam, ditthigata-vippayuttam, asankhārikam ekam (von angenehmer Empfindung begleitet, ohne falsche Ansicht, unveranlasst)
- Somanassa-sahagatam, ditthigata-vippayuttam, sasankhārikam ekam (von angenehmer Empfindung begleitet, ohne falsche Ansicht, veranlasst)
- Upekkhä-sahagatam, ditthigata-sampayuttam, asankhārikam ekam (von indifferenter Empfindung begleitet, mit falscher Ansicht, unveranlasst)
- Upekkhā-sahagatam, ditthigata-sampayuttam, sasankhärikam ekam (von indifferenter Empfindung begleitet, mit falscher Ansicht, veranlasst)
- Upekkhā-sahagatam, ditthigata-vippayuttam, asankhārikam ekam (von indifferenter Empfindung begleitet, ohne falsche Ansicht, unveranlasst)
- Upekkhā-sahagatam, ditthigata-vippayuttam, sasankhärikam ekam (von indifferenter Empfindung begleitet, ohne falsche Ansicht, veranlasst)
Der Palibegriff 'ekam' bedeutet 'ein'. Das 'm' am Ende eines Wortes wird als 'ng' ausgesprochen.
Der Atthasālini (II, Teil IX, Kapitel III) gibt ein Beispiel für lobha-mūla-citta an, die von ditthi begleitet werden und sasankhārika (veranlasst) sind. Ein Sohn einer vornehmen Familie heiratet eine Frau, die falsche Ansichten hat. Er pflegt somit den Umgang mit Menschen, die falsche Ansichten haben. Zuerst gibt es nur Meinungsverschiedenheiten, später aber nimmt er die falschen Ansichten der anderen an, und er hat Freude daran.
Lobha-mūla-citta ohne ditthi werden von einer angenehmen Empfindung oder einer indifferenten Empfindung begleitet. Lobha-mūla-citta ohne ditthi, von angenehmer Empfindung begleitet, entstehen z.B., wenn sich jemand an schönen Kleidern erfreut, wenn man ins Kino geht, wenn man lacht und mit anderen über vergnügliche Dinge spricht. Ein Beispiel für lobha-mūla-citta ohne ditthi, begleitet von angenehmer Empfindung, die sasankhārika (veranlasst) sind, entstehen z.B., wenn man keine Neigung zum Trinken alkoholischer Getränke hat, sich aber daran erfreut, wenn jemand anders uns zum Trinken überredet. Lobha-mūla-citta, ohne ditthi, begleitet von indifferenter Empfindung, entstehen z.B., wenn wir gerne aufstehen oder verschiedene Objekte ergreifen. Da wir im allgemeinen nicht glücklich über diese verschiedenen Handlungen sind, kann lobha mit indifferenter Empfindung entstehen. Die gewöhnlichsten Handlungen unseres täglichen Lebens werden oft durch lobha motiviert.
Fragen- Wird lobha immer von somanassa (angenehmer Empfindung) begleitet?
- Entsteht ditthi nur mit lobha-mūla-citta?
- Wieviele Arten lobha-mūla-citta gibt es?