Kapitel 6. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Die Kennzeichen von dosa


Wenn wir uns über andere Leute ärgern, schaden wir uns damit nur selbst. Der. Buddha deutete auf die schlimmen Folgen hin, die durch Übelwollen entstehen können. Wir lesen in der 'Anguttara Nikāya' (Book of the Sevens, Chapter VI, par. 10 Anger) über das Böse, das ein Rivale dem andern wünscht, das jedoch letzthin auf ihn selbst zurückkommt. Die Sutta berichtet:

„... Mönche, stellt Euch einen Rivalen vor, der seinem Nebenbuhler folgendes wünscht: 'Wäre er doch häßlich!' Und warum? Ein Rivale, ihr Mönche, mag einen gut aussehenden Nebenbuhler nicht. Dieser Mensch, ihr Mönche, ist ärgerlich, ist von Ärger überwältigt, von Ärger besessen. Mag er auch noch so oft baden, sich salben, Haar und Bart pflegen, in bestem Leinen gekleidet sein: er ist trotz allem häßlich, weil er sich von Ärger überwältigen läßt. Dies, ihr Mönche, ist der erste Zustand, an dem ein Rivale festhält, der Rivalen schafft und von dem ärgerliche Frauen und Männer überwältigt werden.
Und weiter gibt es den Fall eines Rivalen, der einem Nebenbuhler folgendes wünscht: 'Möge er doch schlecht schlafen!' Und weshalb? Ein Rivale kann seinen Nebenbuhler nicht friedlich schlafen sehen. Dieser Mensch, ihr Mönche, ist ärgerlich, von Ärger überwältigt ...Und obwohl er auf einem Ruhelager ausruht, das mit einer wolligen Decke und einem weißen Tuch bedeckt ist, ruht er unbehaglich, weil er von Ärger überwältigt wird. Dies, ihr Mönche, ist der zweite Zustand...."


Weiter hören wir von noch mehr Bösem, das ein Rivale einem Nebenbuhler wünscht, und das dann die ärgerliche Frau und den ärgerlichen Mann überfällt. Es wird berichtet, daß ein Rivale seinem Nebenbuhler wünscht, er sei ohne Freunde. Dies aber wird dem ärgerlichen Menschen widerfahren.

Wir lesen:
„Ihr Mönche, ein Mensch, der ärgerlich ist... was immer er auch für Freunde, Vertraute, Verwandte und Familienangehörige hat, sie werden ihn meiden und sich fern von ihm halten, weil er sich von Ärger überwältigen läßt. ... Dieser Mensch, ihr Mönche, ist ärgerlich, und sein Verhalten in Gedanken, Worten und Werken ist schlecht. Weil er nämlich so denkt, so spricht, so lebt, wird er nach seinem Tode, wenn sein Körper verfällt, auf eine beschämende und schlimme Art wiedergeboren werden, im Abgrund, in der Hölle...."


Wir möchten in einer Welt der Harmonie und Einigkeit zwischen den Nationen leben. Wir sind verstört, wenn Gewaltakte vollzogen werden. Wir sollten aber den wirklichen Grund der Kriege und der Zwietracht zwischen den Menschen kennen: nämlich die Befleckungen, welche die Menschen angehäuft haben. Wenn wir Abneigung und Haß empfinden, nehmen wir für gewöhnlich an, daß andere Menschen oder unangenehme Situationen die Ursache dafür seien.

Der wirkliche Grund für unsere Abneigung ist jedoch die Anhäufung von dosa. Wenn wir uns bemühen wollen, weniger dosa zu haben, sollten wir auf die Eigenschaften dosas achten, uns ihrer bewusst werden, wenn sie entstehen. Dosa zeigt sich in vielen Abstufungen: von geringer Abneigung bis zum groben Ärger und Zorn. Starker dosa ist offensichtlich erkennbar. Wissen wir jedoch, daß dosa vorhanden ist, wenn er schwach ist? Durch das Studium des Abhidhamma lernen wir mehr über die Eigenschaften dosas. Dosa ist ein akusala cetasika (unheilsamer geistiger Faktor), der in einem akusala citta entsteht. Ein citta, das in dosa verwurzelt ist, wird in Pali dosa-mūla-citta genannt. Die Eigenschaften von dosa unterscheiden sich von den Eigenschaften der lobha.

Ist lobha in einem citta vorhanden, so mag sie das Objekt, das sie in jenem Augenblick erfährt. Ist jedoch dosa in einem citta vorhanden, so mag er das Objekt nicht, das er in jenem Augenblick erlebt. Wir erfahren dosa, wenn wir mit jemandem böse sind und unangenehme Wort zu ihm sprechen. Wenn wir vor etwas Angst haben, so ist dies auch dosa, weil wir Abneigung gegen das Objekt empfinden, vor dem wir Angst haben. Es gibt so viele Dinge im Leben, vor denen wir Angst haben: Angst vor der Zukunft, vor Krankheiten, vor Unfällen, vor dem Tod. Wir suchen nach den Mitteln, die uns von Angst befreien. Der einzige Weg aber zur Befreiung von den latenten Anlagen zu dosa ist der Pfad, auf dem Weisheit, das rechte Verstehen, entfaltet wird.

Die Entstehung von dosa wird durch lobha bedingt: wir wollen nicht verlieren, was uns lieb ist. Und wenn es dennoch geschieht, sind wir traurig. Auch Traurigkeit ist dosa; ist akusala. Wenn wir nicht die wirkliche Natur aller bedingt entstandenen Dinge kennen, glauben wir, daß Menschen und Dinge beständig sind. Menschen und Gegenstände sind jedoch Phänomene, die entstehen und wieder vergehen. Schon im nächsten Augenblick haben sie sich verändert. Wenn wir die Dinge sehen können, wie sie wirklich sind, werden wir weniger von Traurigkeit überschattet sein. Es hat keinen Sinn, über etwas traurig zu sein, was vergangen ist.

In den 'Psalmen der Schwestern' (Therīgāthā, 33) lesen wir, daß Ubbiri, die Gemahlin eines Königs, um den Verlust ihrer TochterJīvās trauerte. Jeden Tag ging sie zum Friedhof. Dort traf sie den Buddha, der ihr sagte, dass auf jenem Friedhof ungefähr vierundachtzigtausend Töchter aus vergangenen Leben begraben seiein. Der Buddha sprach zu ihr:

„Oh Ubbiri, wer klagt im Walde Und weint: 'Oh, Jivā! Oh, meine liebste Tochter!' Komm zu dir! An dieser Begräbnisstätte wurden tausende deiner Töchter verbrannt, Und alle wurden so genannt wie jene, Um welche all dieser Jīvās trauerst du nun?"


Ubbiri überdachte die Worte des Buddha, den Dhamma, den er sie lehrte. Einsicht in die wahre Natur der Dinge wuchs in ihr, und sie wurde ein arahat.

Es gibt noch andere akusala-cetasika, die in dosa wurzeln. Etwas bedauern, sich um etwas Sorge machen, in Pali: kukkucca, ist ein akusala-cetasika, der in jenem Augenblick in einem dosa-mūla-citta entsteht, in dem wir etwas bereuen, was wir getan oder zu tun unterlassen haben. Wenn wir etwas bedauern, denken wir an die Vergangenheit, statt uns des gegenwärtigen Augenblicks bewusst zu sein. Haben wir etwas falsch gemacht, so hat es nicht viel Sinn, voll Ärger den Fehler zu betrachten. Wir sollten ihn vielmehr mit Einsicht erkennen, um Verzeihung bitten, uns vornehmen, den Fehler nicht mehr zu begehen und ihn wiedergutmachen. Heilsames Schamgefühl und Gewissensscheu (hiri-ottoppa) kann mit heilsamer Willenskraft (kusala viriya) erweckt werden.

Dosa kann zusammen mit Neid (issā) entstehen. Issā ist ein anderer akusala-cetasika, der in einem dosa-mūla-citta entsteht, u.z. dann, wenn wir eifersüchtig sind, d.h. wenn wir es schlecht ertragen können, daß sich z.B. ein anderer an schönen Dingen erfreut. In jenem Augenblick erlebt citta sein Objekt mit Abneigung. Wir sollten uns bewusst werden, wie oft Neid entsteht, sogar, wenn er sich nur schwach zeigt. Auf diese Art und Weise können wir feststellen, ob uns Mitmenschen wirklich etwas bedeuten, oder ob wir nur an uns selbst denken, wenn wir mit anderen Menschen zusammen kommen..

Geiz (macchariya) ist ein anderer akusala cetasika, der zusammen mit einem dosa-mūla-citta entsteht. Wenn wir geizig sind, entsteht auch dosa. In einem solchen Augenblick wollen wir unser Glück mit niemandem teilen.

Dosa entsteht immer mit einer unangenehmen Empfindung (domanassa vedanā). Die meisten Leute mögen dosa nicht, weil sie die unangenehme Empfindung nicht ertragen können. Wenn wir mehr rechtes Verstehen für Wirklichkeiten entfalten, möchten wir dosa nicht nur wegen der unangenehmen Empfindung ausmerzen, sondern vor allem wegen der nachteiligen Folgen von akusala.

Dosa entsteht auf dem Wege durch die fünf Sinnentore und das Geisttor. Es entsteht, wenn wir hässliche Dinge sehen, harte, rauhe Töne hören, unangenehme Düfte riechen, unappetitliches Essen schmecken, schmerzliche Körpereindrücke verspüren. Wie schwach er auch sein mag, er ist ein Zeichen für das Vorhandensein von dosa. Dosa wird oft dann entstehen, wenn wir unangenehme Eindrücke durch die Sinne empfangen, z.B. wenn die Temperatur zu warm oder zu kalt ist. Wenn wir ein leicht unangenehmes Körpergefühl haben, kann dosa entstehen, vielleicht auch nur zu einem geringen Grad.

Dosa entsteht aufgrund von Bedingungen, und zwar dann, wenn wir noch an Objekte gebunden sind, die wir durch die fünf Sinnentore erfahren. Jeder möchte nur angenehme Dinge erfahren. Sind die Bedingungen dafür aber nicht vorhanden, entsteht dosa.

Eine andere Ursache für die Entstehung von dosa ist die Unwissenheit über den Dhamma. Wenn wir nicht begreifen, daß akusala vipaka (unangenehme Ergebnisse, Resultate) durch unser eigenes kamma verursacht ist, kann dosa jedesmal entstehen, wenn wir eine unangenehme Erfahrung durch eines der fünf Sinnentore gemacht haben.

So wird akusala immer und immer wieder angehäuft. Hören wir z.B. unangenehme Worte von jemandem, so ärgern wir uns über die betreffende Person. Jene aber, die Dhamma studiert haben, wissen, daß das Hören unangenehmer Worte akusala vipaka ist, verursacht durch unser eigenes kamma. Akusala vipaka entsteht und vergeht sofort wieder. Wenn wir in jedem Augenblick achtsam sind, werden wir weniger über unser eigenes akusala-vipāka nachdenken.

Beim Studium des Abhidhamma lernen wir, daß es zwei Typen von dosa-müla-citta gibt. Ein Typ ist asankhārika (spontan, unveranlasst) und einer ist sasankhārika (veranlasst, nicht spontan). Dosa ist sasankhārika (veranlasst, nicht spontan), wenn man zum Beispiel an die bösen Taten anderer erinnert wird. Dosa, das asankhārika (unveranlasst, spontan) ist, zeigt sich intensiver als dosa, das sasankhārika ist. Dosa-mūla-citta werden 'patigha-sampayutta', d.h. 'begleitet von patigha' genannt. 'Patigha' ist ein anderes Wort für dosa. Dosa-mūla-citta sind immer von domanassa, unangenehmer Empfindung, begleitet. Die zwei Typen von dosa-mūla-citta sind:

  1. Domanassa-sahagatam, patigha-sampayuttam asankhārikam ekam (Von unangnehmer Empfindung begleitet, mit Abneigung,
  2. unveranlasst)
  3. Domanassa-sahagatam, patigha-sampayuttam, sasankhārikam ekam (Von unangenehmer Empfindung begleitet, mit Abneigung, veranlasst)


Dosa kann sich in sehr starker Art äußern, aber auch in feinerer Abstufung auftreten. Wenn er sehr stark ist, motiviert akusala-kamma-patha (unheilsame Taten) in Gedanken, Worten und Werken. Dosa kann die Ursache für zwei Arten von akusala-kamma-patha durch den Körper sein: Töten und Stehlen. Falls wir weniger Gewalttaten in der Welt ersehnen, sollten wir versuchen, nicht zu töten. Durch Töten wird viel dosa angehäuft. Das Mönchsleben ist ein Leben der Gewaltlosigkeit. Ein Mönch verletzt keine Lebewesen auf der Welt. Nicht jedermann ist jedoch fähig, als Mönch zu leben.

Alle Unvollkommenheiten und Schwächen in uns sind anattā (NichtSelbst). Sie entstehen aufgrund von Bedingungen. Es ist nicht die Absicht der Lehre Buddhas, Gebote aufzustellen, die den Menschen verbieten, Böses zu tun. Sein dhamma will vielmehr den Menschen helfen, die Weisheit zu entfalten, die es vermag, Befleckungen zu tilgen.

Stehlen wird entweder durch lobha oder dosa motiviert. Falls man jemandem andern Schaden zufügen möchte, ist dosa der Beweggrund. In diesem kamma-patha ist die Tatsache eingeschlossen, daß man den Besitz eines anderen beschädigt.

Dosa kann vier Arten von kamma-patha durch Worte motivieren: Lügen, Verleumdung, rohe Rede und leichtfertige Rede. Sie sind entweder durch lobha oder dosa motiviert. Dosa ist der Beweggrund, falls man einem andern einen Schaden zufügen möchte, indem man seinen guten Ruf beschmutzt oder beabsichtigt, daß er verachtet wird. Die meisten Menschen ersehnen eine Abschaffung der tödlichen Waffen. Sie vergessen, daß auch die Zunge eine Waffe ist, die schmerzlich verwunden kann. Durch böse Rede wird viel Schaden in der Welt angerichtet. Sie verursacht die Uneinigkeit zwischen den Menschen. Wenn wir Böses reden, schaden wir uns selbst, denn wir häufen in uns Unvollkommenheit an. Früher oder später werden wir das Ergebnis, akusala-vipäka, ernten müssen. Wir lesen in der 'Sutta-Nipäta' (The Great Chapter, Khuddaka Nikāy a):

„Wahrlich ist jedermann Mit einer Axt im Mund geboren, Und wer wie ein Narr Böses spricht, wird selbst sich daran schneiden."


Akusala-kamma-patha, im Geiste vollzogen, kann durch dosa motiviert sein, wenn die Absicht besteht, jemanden zu verletzen oder zu schädigen. Oft sprechen Menschen über Gewalttätigkeiten und suchen nach Mitteln, ihnen beizukommen. Wer von uns kann sagen, er sei frei von dosa und würde nicht töten? Wir wissen nicht, wieviel dosa wir im Laufe vieler Leben angehäuft haben. Wenn die rechten Bedingungen bestehen, kann es zu einem Gewaltakt kommen, den wir niemals erwartet hätten. Die Einsicht, daß dosa häßlich ist und zu Verfehlungen führen kann, mag in uns den Wunsch wach werden lassen, dosa auszumerzen. Indem wir andern Gutes tun, können wir latente Neigungen zu dosa vermindern. In jenem Augenblick häufen wir nicht noch mehr dosa an.

Der Buddha ermahnte die Menschen, einander mit Güte (mettā) zu begegnen. In der 'Mettā-Sutta' (Sutta-Nipāta, vs. 143-152)1 erfahren wir, was der Hohe Mensch denken sollte, um den geistigen Frieden zu finden:

„Dies soll erwirken, wer des Heiles kundig Und wer die Friedensstätte zu verstehen wünscht: Stark soll er sein und aufrecht, aufrecht voll und ganz. Zugänglich sei er, sanft und ohne Hochmut. Genügsam sei er und sei leicht befriedigt, Nicht viel geschäftig und bedürfnislos. Die Sinne still, klar der Verstand, Nicht dreist, nicht gierig, geht er unter Menschen. Auch nicht im kleinsten soll er sich vergehen, Wofür ihn andere, Verständige, tadeln möchten. Sie mögen glücklich und voll Frieden sein, Die Wesen alle! Glück erfüll ihr Herz! Was auch an Lebewesen es hier gibt, Die schwachen und die starken, restlos alle, Mit langgestrecktem Wuchs und groß an Körper, Die mittelgroß und klein, die zart sind oder grob gebaut. Die sichtbar sind und auch die unsichtbaren, Die ferne weilen und die nahe sind, Entstandene und die zum Dasein drängen, Die Wesen alle: Glück erfüll' ihr Herz! Keiner soll den andern hintergehen, Weshalb auch immer, keinen möge man verachten! Aus Ärger und aus feindlicher Gesinnung Soll Übles man einander nimmer wünschen! Wie eine Mutter ihren eigenen Sohn, Ihr einziges Kind mit ihrem Leben schützt, So möge man zu allen Lebewesen: Entfalten ohne Schranken seinen Geist!

Voll Güte zu der ganzen Welt Entfalte ohne Schranken man den Geist: Nach oben hin, nach unten, quer inmitten, Von Herzens Enge, Haß und Feindschaft frei!"


Der Buddha lehrte, man solle nicht böse sein mit jenen, die uns unfreundlich gegenübertreten. In der Vināya (Mahavagga X, 349) lesen wir, daß der Buddha folgendes zu den Mönchen sprach:

„Wer den Gedanken hegt 'Dieser Mensch Hat mich mißbraucht, verletzt, beschämt, Hat mich beraubt', dessen Zorn ist nicht gebändigt.
Wer aber nicht den Gedanken hegt: 'Dieser Mensch Hat mich mißbraucht, verletzt, beschämt, Hat mich beraubt', dessen Zorn ist gebändigt. Nein, nicht durch Zorn wird Zorn gebändigt, Hier und jederzeit, Güte jedoch kann Zorn bändigen: Das ist eine zeitlose Regel..."


Es scheint uns mitunter unmöglich, mettā (Güte) statt dosa zu haben. Wenn z.B. andere Menschen uns schlecht behandeln, sind wir unglücklich und denken über unseren Kummer nach. Solange dosa nicht ausgemerzt ist, wird es aufgrund von Bedingungen immer wieder entstehen. Achtsamkeit jedoch, die alle entstehenden Wirklichkeiten erfaßt, vermag die Weisheit zu entfalten, die dosa tilgen kann.
Nur Schritt für Schritt können wir über dosa Herr werden. Der sotapanna, der die erste Stufe der Erleuchtung erreicht, hat dosa noch nicht vernichtet, jedoch abgeschwächt. In den folgenden Erleuchtungsstufen, auf der Stufe des sakadāgāmī (der Einmalwiederkehrende) ist dosa noch schwächer gerworden. Der anāgāmī (der Niewiederkehrende, der die dritte Erleuchtungsstufe erreicht hat), hat dosa vollständig entwurzelt. Er hat nicht einmal mehr latente Neigungen zu dosa.

Wir haben dosa noch nicht ausgemerzt. Wenn dosa j edoch entsteht, können wir auf seine Eigenschaften als eine Art von nama achten, das aufgrund von Bedingungen entsteht. Wenn Achtsamkeit nicht auf die Entstehung dosas achtet, scheint dosa anzudauern, und wir halten ihn für ein 'Selbst'.

Wir bemerken andere näma und rūpa nicht, die sich in jenen Augenblicken zeigen. Achtsamkeit jedoch, die die Eigenschaften von dosa als eine Art von näma erkennt, nicht als ein 'Selbst', wird auch auf andere nāma und rūpa achten, die sich eines nach dem anderen zeigen.

Dadurch werden wir die verschiedenen Eigenschaften der verschiedenen nāma und rūpa erfassen, die entstehen und vergehen. Ein tieferes Verstehen der Wirklichkeiten wird uns davon abhalten, lange Zeit über ein unangenehmes Ereignis nachzudenken, da es ja nur eine Art von nāma ist, das entsteht und vergeht.

Wir werden mehr auf den gegenwärtigen Augenblick achten, als an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken. Wir werden weniger dazu neigen, anderen Menschen unsere unangenehmen Erlebnisse zu berichten, da dies eine Bedingung zum Entstehen von dosa in uns und in anderen ist. Sollte jemand mit uns böse sein, werden wir die Bedingungen für seinen Ärger besser verstehen. Er mag müde sein oder sich nicht wohlfühlen. Jene, die uns schlecht behandeln, sind in Not. Wir sollten gütig und milde zu ihnen sein, denn sie machen sich selbst unglücklich.

Achtsamkeit ist die rechte Bedingung für die Entstehung von Güte und Barmherzigkeit. Durch Achtsamkeit können wir auf die Eigenschaften von dosa aufmerksam werden un ihn zu tilgen. Dann können wir mehr gütige Liebe und Mitgefühl im täglichen Leben praktizieren.


Fragen
  1. Warum ist lobha eine Bedingung für die Entstehung von dosa?
  2. Lügen, Verleumdung und leichtfertige Rede sind akusala kamma- patha durch das Wort. Ihre Entstehung wird entweder durch lobha oder dosa bedingt. In welchen Falle werden sie durch dosa motiviert?
  3. Kann dosa akusala kamma-patha in Gedanken motivieren?


Anmerkungen:
Ich benutze die Übersetzung des ehrwürdigen Nyanaponika Mahāthera, Sutta-Nipäta, Verlag Christiani,Konstanz