Kapitel 10. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Das erste Citta im Leben


Wie entsteht das erste Bewußtsein im Leben und welche Funktion erfüllt es? Immer wieder entstehen Eindrücke durch die fünf Sinnentore. Mögen oder nicht mögen, oder das Nachdenken über diese Eindrücke entstehen. Alle diese citta entstehen auf Grund verschiedener Bedingungen. Haben sie auch verschiedene Funktionen? Sehen und das Nachdenken über das Gesehene entstehen nicht zur selben Zeit. Sehen entsteht vor dem Nachdenken über das Gesehene. Diese citta sind verschieden. Somit müssen sie verschiedene Funktionen ausführen. Wir werden citta besser verstehen, wenn wir wissen, in welcher Reihenfolge sie auftreten und welche Funktionen sie ausführen. Ein citta kann nicht entstehen, ohne eine Funktion auszuführen. Jedes citta hat seine eigene Funktion, in Pali: kicca: Insgesamt gibt es vierzehn Funktionen.

Auch das citta, das im ersten Augenblick des Lebens entsteht, muß eine Funktion erfüllen. Was ist Geburt und was wird eigentlich geboren? Wir sprechen von der Geburt eines Kindes. Was aber in Wirklichkeit geboren wird, sind nāma und rūpa. Das Wort 'Geburt' ist ein konventioneller Begriff. Wir sollten darüber nachdenken, was Geburt eigentlich ist. Nāma und rūpa entstehen und vergehen in jedem Augenblick. Um zu verstehen, was Geburt verursacht, sollten wir die Voraussetzung für die Entstehung von nāma und rūpa im ersten Augenblick eines neuen Lebens bedenken.

Was entsteht zuerst zu Beginn eines neuen Lebens, nāma oder rūpa? In jedem Augenblick unseres Lebens entstehen sowohl nāma als auch rūpa. In den Existenzebenen, in denen es fünf khandha (nāma und rūpa) gibt, kann nāma nicht ohne rūpa in Erscheinung treten. Ein citta kann nicht ohne Körper entstehen. Dies trifft auf jeden Augenblick unseres Lebens zu, entspricht also auch der Wahrheit im ersten Augenblick unseres Lebens. Im ersten Moment unseres Lebens müssen nāma und rūpa zur gleichen Zeit entstehen. Das citta, das im ersten Augenblick entsteht, wird patisandhi-citta, d.h. wörtlich 'Wiederverbindung oder Wiedergeburtsbewußtsein' genannt. Da kein citta ohne Anlaß entsteht, muß auch das patisandhi- citta eine Bedingung zum Entstehen haben. Das patisandhi-citta ist das erste citta eines neuen Lebens, und somit kann die Ursache für seine Entstehung nur in der Vergangenheit liegen. Vielleicht hegen wir Zweifel über vergangene Leben? Wieso aber könnten Menschen so verschieden sein, wenn nicht wegen ihrer vergangenen Leben? Wir merken oft, daß Menschen verschiedene Gewohnheiten haben.

Können wir den Charakter eines Kindes erklären, wenn wir es mit seinen Eltern vergleichen? Was wir eigentlich unter Charakter verstehen, ist tatsächlich nāma. Ist es möglich, daß Eltern nāma übertragen können, das vergeht, sobald es entstanden ist? Es muß andere Faktoren geben, die die Entwicklung des Charakters eines Kindes bedingen. Auch das erste citta in diesem Leben hat seine Bedingung zur Entstehung im letzten citta, dem Sterbebewußtsein des vorhergehenden Lebens. In vergangenen Leben haben Menschen verschiedene Neigungen angehäuft. Diese Neigungen werden von einem citta zum nächsten übertragen, von vergangenen Leben zum gegenwärtigen. Das ist eine Erklärung, warum Personen mit verschiedenen Neigungen und Anlagen geboren werden.

Wir bemerken nicht nur, daß Menschen mit verschiedenen Charakteren geboren werden, sondern auch in verschiedene Umgebungen hineingeboren werden. Manche Menschen werden in schöne, andere in elende Umgebungen geboren. Um dies besser zu verstehen, sollten wir nicht an herkömmliche Begriffe wie 'Person' oder 'Umgebung' festhalten. Wenn wir in Begriffen der paramattha-dhamma denken, werden wir erkennen, daß das Wohnen in einer schönen oder elenden Umgebung nichts anderes bedeutet, als das Erleben von angenehmen oder unangenehmen Objekten mit Augen, Ohren, Nase, Zunge und dem Körper. Es ist kusala-vipāka oder akusala-vipāka. Vipāka (Ergebnis, Wirkung) entsteht nicht ohne Bedingungen. Es wurde durch gute oder schlechte Taten, kamma, verursacht. Verschiedene Menschen begehen verschiedene Taten, und jede Tat bringt ihre eigene Wirkung. Die Tatsache, daß Menschen in verschiedene Umgebungen hineingeboren werden, muß eine Bedingung haben: sie ist durch kamma in vergangenen Leben bedingt. Kamma ist die Ursache für unsere Geburt. Das patisandhi-citta ist 'kamma-Wirkung', das Ergebnis von kamma. Es ist vipāka.

In dieser Welt sehen wir verschiedene Geburten von Menschen und Tieren. Wenn wir das Leben der Tiere mit dem Leben eines Menschen vergleichen, macht es uns traurig, an die Geburt eines Tieres zu denken. Es ist akusala-vipāka. Als Mensch geboren zu werden, ist kusala-vipāka, sogar wenn man arm ist oder viele unangenehme Dinge in seinem Leben erlebt. Die pathisandhi-citta verschiedener Menschen sind unterschiedliches kusala-vipāka, weil das kusala kamma, das kusala-vipäka hervorbringt, von verschiedener Stärke ist.

Im ersten Augenblick unseres Lebens produziert kamma das pathisandhi-citta, und rūpa muß zur gleichen Zeit entstehen. Vielleicht fragen wir uns, was die Ursache für das Entstehen von rūpa im ersten Augenblick unseres Lebens ist. Wir sehen, daß Gesichtszüge und Körper der Menschen verschieden gestaltet sind.

Manche sind schön, andere häßlich, wieder andere sind vom ersten Augenblick an behindert. Dies muß eine Ursache haben. Es ist kamma, welches sowohl die Geburt von nāma als auch von rūpa verursacht.

Kann rūpa, welches wir 'tote Materie', und rūpa, welches wir 'Pflanze' nennen, von kamma produziert werden? Eine Pflanze wird nicht 'geboren', denn sie kann weder gute noch schlechte Taten vollbringen. Sie fuhrt kein kamma aus, das Geburt verursacht. Eine Voraussetzung für das Leben einer Pflanze ist Temperatur. Was Renschen betrifft, so ist es kamma, welches im Augenblick der Entstehung des pathisandhi-citta rūpa produziert. Es könnte kein Leben geben, falls nicht kamma nāma und rūpa im ersten Augenblick des Lebens hervorbringen würde. Auch Temperatur produziert rūpa.

Wäre nicht die rechte Temperatur vorhanden, könnte sich neues Leben nicht entwickeln. Sobald das pathisandhi-citta fortgefallen ist, entsteht das nächste citta, und auch dieses beginnt rūpa zu produzieren. Weiterhin produziert auch Nahrung rūpa, so daß der Körper wachsen kann. Somit sehen wir, daß außer kamma noch andere Faktoren als Bedingung für die Entstehung von rūpa bestehen. Nämlich: Citta, Temperatur und Nahrung. Kamma produziert rūpa nicht nur im ersten Augenblick des Lebens, sondern das ganze Leben hindurch. Kamma produziert nicht nur vipāka-citta, die angenehme oder unangenehme Objekte durch die Sinnentore erfahren, sondern produziert unser ganzes Leben hindurch die rūpa, die da sind die Sinnentore, durch welche wir die Objekte aufnehmen. Könnte jemand z.B. seinen eigenen Sehsinn erschaffen? Die Übertragung eines Auges kann nur dann erfolgreich sein, wenn kamma den Sehsinn im Körper des Empfängers produziert.

Der Leib einer Mutter ist nicht die einzige Bedingung für Geburt. In den Büchern des Abhidhamma wird gelehrt, daß Geburt auf vier verschiedene Arten stattfinden kann: im Leib, in einem Ei, in Feuchtigkeit und durch spontane Geburt. In den himmlischen Ebenen und in der Hölle findet nur spontane Geburt statt.

Manche Menschen möchten gerne wissen, wann das Leben im Leibe der Mutter beginnt. Leben beginnt in dem Augenblick, da das pathisandhi-citta zusammen mit dem rūpa entsteht, welches zur gleichen Zeit von kamma produziert wurde. Ein Leben endet, wenn das letzte citta, das Sterbebewußtsein (cuti-citta), fortfällt. Solange das cuti-citta nicht fortgefallen ist, gibt es noch Leben. Man kann den Augenblick, in dem ein cuti-citta in einer anderen Person entsteht und vergeht, nicht feststellen, falls man nicht das Wissen um die citta anderer Menschen kultiviert hat. Ein Buddha oder jemand, der dieses Wissen kultiviert hat, könnte den genauen Moment des Todes einer anderen Person feststellen.

Vielleicht wundern wir uns, welches kamma in unserem gegenwärtigen Leben das pathisandhi-citta des nächsten Lebens produzieren wird. Können wir einer glücklichen Wiedergeburt sicher sein, wenn wir viele gute Taten vollbringen? Wir haben alle sowohl akusala kamma als auch kusala kamma gewirkt, aber dieses kamma ist von verschiedenem Stärkegrad. Manches kamma bringt ein Ergebnis in diesem Leben. Anderes kamma produziert ein Ergebnis im späteren Leben. Die akusala citta oder kusala citta, die kurz vor dem cuti-citta (Sterbewußtsein) entstehen, bedingen die Wiedergeburt im nächsten Leben. Falls diese citta akusala citta sind, werden wir eine unglückliche Wiedergeburt erleben. Sind diese jedoch kusala citta, werden wir eine glückliche Wiedergeburt erleben. Menschen möchten gerne wissen, ob sie Kontrolle über diese citta erreichen können. Können wir unsere Gedanken in diesem Augenblick beherrschen? Falls wir es jetzt nicht können, wieso sollten wir dazu kurz vor dem Sterben fähig sein? Es gibt kein 'Selbst', welches die Wiedergeburt im nächsten Leben bestimmen kann.

Manche Menschen laden Mönche zum Beten an das Totenbett einer sterbenden Person ein, um ihr zu helfen, kusala-citta zu haben. Dennoch kann niemand sicher sein, daß seine Wiedergeburt eine glückliche sein wird, falls er nicht eine Stufe der Erleuchtung erreicht hat. Auch wenn man viele gute Taten begangen hat, vermag doch ein akusala kamma eines vorhergegangenen Lebens eine unglückliche Geburt im nächsten Leben bewirken. Sobald die akusala oder kusala citta, die die Wiedergeburt bedingen, weggefallen sind, steigt das cuti-citta (Sterbewußtsein, wörtlich 'Abschneiden') auf. Dem cuti-citta folgt das pathisandhi-citta des nächsten Lebens. Wenn das pathisandhi-citta entsteht, beginnt das neue Leben. Solange es kamma gibt, wird es zukünftiges Leben geben. Das pathisandhi-citta, das Wiedergeburtsbewußtsein, führt die Funktion der 'Wiederverbindung', das ist 'Wiedergeburt' aus. Da nur das erste citta in einem Leben die Funktion des Wiedergeburtsbewußtseins ausführt, gibt es nur ein pathisandhi- citta in einem Leben.

Es gibt kein 'Selbst', das von einem Leben zum andern wandert. Es gibt nur nāma und rūpa, die entstehen und vergehen. Das pathisandhi-citta ist verschieden von dem letzten citta des vorhergehenden Lebens, dem Sterbewußtsein. Es ist jedoch bedingt durch dieses entstanden, da es dem Sterbewußtsein des vorhergehenden Lebens folgt. Die in vergangenen Leben angehäuften Neigungen werden an das pathisandhi-citta weitergegeben. Somit sind Neigungen des gegenwärtigen Lebens durch Gewohnheiten in der Vergangenheit akkumuliert worden.

Mehr noch, das pathisandhi-citta ist das Ergebnis einer guten oder schlechten Tat. Das gegenwärtige Leben ist anders als das vergangene Leben. Es besteht aber eine Fortsetzung, insofern das gegenwärtige Leben durch das vergangene Leben bedingt worden ist. Dem 'Visuddhimagga' (XVII, 164-168) zufolge ist das pathisandhi-citta weder aus dem vorhergehenden Leben herübergekommen, noch ist es entstanden, ohne daß es durch kamma bedingt worden wäre. Wir lesen:

Ein Echo, oder desgleichen
versorgt die Gestalten hier,
Verbundenheit durch einen Zusammenhang
leugnet Identität und Anderheit."


Dieses Bewußtsein soll hiermit erläutert werden als eine Art Echo, ein Licht, ein Siegelabdruck, ein Spiegelbild. Denn die Tatsache ist, daß es nicht aus einem vorhergehenden Leben herübergekommen ist. Und Tatsache ist auch, daß es auf Grund von Bedingungen entsteht, die in vergangenen Leben eingeschlossen sind. Denn ebenso wie ein Echo, ein Licht, ein Siegelabdruck und ein Schatten, Klang, eine Lichtquelle, ein Siegel bzw. einen Körper, als ihre Ursache haben und dadurch ins Sein gerufen werden, ohne irgendwohin zu gehen, so ist es auch mit diesem Bewußtsein. Und in diesem zusammenhängenden Strom (Daseinskontinuität) gibt es weder eine Identität noch eine Anderheit. Gäbe es eine absolute Identität in einem Strom von Zusammenhängen, könnte sich kein Quark aus der Milch formen. Und dennoch: gäbe es eine absolute Anderheit, würde der Quark nicht aus der Milch gemacht. Und so ist es auch mit allen bedingt entstandenen Dingen.... Somit kann hier weder eine absolute Identität noch eine absolute Anderheit angenommen werden.

Wir sind froh, geboren worden zu sein. Erkennen wir aber auch, daß Geburt das Ergebnis von kamma ist, und daß wir fortleben werden in dem Kreislauf von Leben und Tod, solange es kamma gibt? Nicht die Gefahren der Geburt zu sehen, ist Unwissenheit. In diesem Augenblick befinden wir uns in der Existenzebene des Menschen. Solange wir aber nicht eine Stufe der Erleuchtung erreicht haben, können wir nicht sicher sein, daß es keine Geburt in einer der niederen Existenzebenen gibt. Wir haben alle sowohl akusala kamma als auch kusala kamma in verschiedenen Leben ausgeführt. Wer weiß, welche dieser Taten das pathisandhi-citta des nächsten Lebens produzieren wird, auch wenn wir fortfahren, gute Taten zu vollbringen? Manche Menschen nehmen an, eine Geburt in einer der himmlischen Existensebenen sei erstrebenswert. Sie erkennen jedoch nicht, daß das Leben in einer himmlischen Ebene nicht andauert und daß, nachdem ein Leben in einer himmlischen Existenzebene beendet ist, eine begangene böse Tat ein pathisandhi-citta in einer der niederen Existenzebenen produzieren kann.

Wir lesen in der 'Rede über Narren und Weise' (Bālapanditasutta, 'Majjhima Nikāya', Suññata-vagga), daß der Buddha, als er im Jeta Grove in Anāthapindikas Kloster weilte, zu den Mönchen über das Leiden in der Hölle und die Qualen einer Geburt als Tier sprach. Der Buddha sagte:

„In vielen Abhandlungen, ihr Mönche, könnte ich über die Geburt eines Tieres sprechen. Es ist jedoch nicht leicht, sie ganz zu beschreiben, ihr Mönche, so viele Schmerzen gibt es bei der Geburt als Tier.
Mönche, es ist wie mit einem Mann, der ein Joch mit einem Loch in die See wirft. Ein Wind aus dem Osten mag es westwärts treiben, ein Wind aus dem Westen mag es ostwärts treiben, ein Wind aus dem Norden mag es südwärts treiben, ein Wind aus dem Süden mag es nordwärts treiben. Vielleicht ist in der See eine blinde Schildkröte, die alle hundert Jahre einmal an die Oberfläche kommt. Wie denkt ihr darüber, Mönche? Vermag diese Schildkröte ihren Nacken durch das eine Loch des Jochs zu stecken?"
„Falls sie es kann, Herr, dann nur einmal in einer sehr langen Zeit."
„Früher oder später, ihr Mönche, könnte die blinde Schildkröte ihren Nacken durch das eine Loch des Jochs stecken. Schwieriger als das aber, so sage ich, ihr Mönche, ist es für den gefallenen Narren, den Rang als Mensch zurückzugewinnen. Warum ist das so?
Mönche, ein Narr praktiziert kein dhamma, d.h. er gibt keine Gaben, hat keine Moral, übt keine Pflege des Geistes. Durch seinen Niedergang erwirbt er weder Fertigkeiten, noch kann er das Gute tun. Mönche, dort verschlingt einer den andern, und man weidet sich an dem Schwachen. Mönche, falls . dieser Narr irgendwann noch einmal den menschlichen Status erreicht, so würde er in eine niedrige Familie hineingeboren: in eine Familie von niedriger Kaste, in eine Familie von Jägern oder Bambusflechtern, oder in eine Familie von Stellmachern, oder in eine Familie von Müll- und Straßenkehrern. In eine bedürftige Familie, die weder genug zu essen, noch genug zu trinken hat, in der es schwierig ist, einen Deckmantel für den Rücken zu erlangen. Mehr noch, er wäre schlecht begünstigt, häßlich, zwerghaft, kränkelnd, blind oder verkrüppelt oder lahm oder gelähmt. Es wäre ihm unmöglich, Nahrung, Getränke, Kleider, Fahrzeuge, Girlanden, Wohlgerüche und Parfüme, ein Bett, eine Wohnung und Beleuchtung zu erlangen. Er würde sich schlecht aufführen durch falsches körperliches Benehmen, durch falsche Rede, durch falsche Gedanken. Weil er sich ehemals falsch durch Körper, Sprache und Gedanken aufgeführt hat, würde er nach dem Tode, wenn sein Körper zerfällt, auf einem sorgenvollen Wege wiederentstehen, ein unglücklich Geborener, hinabgestürzt in die Niraya Hölle. ...
Dies, ihr Mönche, ist der Stand eines Narren in seiner Gesamtheit...."


Der Buddha sprach auf verschiedene Art und Weise über die Gefahren der Wiedergeburt. Er sagte, Geburt sei dukkha (Leiden). Sie wird von Alter, Krankheit und Tod gefolgt. Er wies auf die Unreinheit des Körpers hin und ermahnte die Menschen, daß auch in diesem Augenblick der Körper dukkha, nicht beständig und 'Nicht-Selbst' sei. Wenn wir fortfahren, Geist und Körper für 'Selbst' zu halten, wird es kein Ende in dem Kreislauf von Leben und Tod geben.

Wir lesen in der 'Samyutta Nikāya' (Nidana vagga, Chapter XV, par. 10, A person), daß der Buddha, als er in Rājagaha am' Vulture Peak' weilte, zu den Mönchen sagten:

„Unbestimmbar ist der Beginn dieser Daseinsfährte, ihr Mönche. Der früheste Zeitpunkt dieses ununterbrochenen Daseinsstromes auf der Reise der Wesen, verhüllt in Unwissenheit, gefesselt durch Sehnsucht und Begehren, wird nicht geoffenbart ... Die Knochen einer einzigen Person in diesem Daseinsstrom, auf dieser Daseinsfährte seit einem Äon, Mönche, wäre ein Grabhügel, ein Stapel, ein Haufen, so hoch wie der Berg Vepulla, gäbe es dort einen Sammler jener Knochen, und die Sammlung würde nicht zerstört…

Der Haufen von Knochen (all der Körper) eines Menschen, der allein ein Äon gelebt hat, wurden wie ein Berg aufgehäuft so sagte der mächtige Seher. Ja, nach der Berechnung so hoch wie Vipula, im Norden von 'Vultures Peak', der Festung auf der Klippe von Magadha. Wenn er mit vollkommener Einsicht die Edlen Wahrheiten erkennt: was dukkha1 ist, und wie es entsteht, und wie es überwunden werden kann, den Edlen Achtfachen Pfad erkennt, der Weg, der alles Übel aufhebt. Höchstens sieben Mal wird er noch wiedergeboren, ein Mensch, der, obwohl er noch weitergeht, dennoch alle Fesseln zerreißt, und allem Bösen ein Ende bereitet."



Es ist ein großes Glück, in der menschlichen Existenzebene geboren zu werden, in der man Einsicht entwickeln kann. Wenn man die erste Stufe der Erleuchtung erreicht hat, die Stufe des sotāpanna, wurden die vier Edlen Wahrheiten erkannt. Dann wird man nicht mehr als siebenmal wiedergeboren, und man kann sicher sein, daß es im Laufe der Zeit zu einem Ende der Wiedergeburt kommt.


Fragen
  1. Wieviele Funktionen von citta gibt es insgesamt?
  2. Die vier jāti von citta sind: akusala, kusala, vipāka und kiriyā. Welches jāti ist das pathisandhi-citta?
  3. Ist die Geburt als Mensch immer das Ergebnis von kusala kamma?
  4. Wann beginnt das menschliche Leben?
  5. Warum ist Geburt Leiden (dukkha)?


Anmerkungen
1. Die englische Übersetzung sagt hier: suffering, Leiden