Kapitel 11. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Verschiedene Arten von Pathisandhi-Citta


Wir sehen viele verschiedene Wesen in dieser Welt, Menschen und Tiere. Alle haben ein verschiedenes Aussehen und verschiedene Charaktere. Sie müssen vom ersten Augenblick des Lebens, vom Augenblick des pathisandhi-citta oder Wiedergeburtsbewußtseins an, verschieden gewesen sein. Vielleicht wundern wir uns, wieviele verschiedene pathisandhi-citta es gibt. Wahrscheinlich nehmen wir an, daß es viele Typen gibt. Andererseits aber haben die Wesen, die in diese Welt geboren werden, auch vieles gemeinsam. Wir teilen dieselbe Welt und wir empfangen Eindrücke durch die Sinne, gleichgültig, ob wir arm oder reich sind. Infolge der Objekte, die wir durch die sechs Tore erfahren, entstehen kusala citta und akusala citta. Alle citta, die in unserem täglichen Leben entstehen, sind kāmāvacara citta oder citta der Sinnensphäre. (Kāmā bedeutet 'Sinnlichkeit' oder 'Objekt der sinnlichen Freude'). Kāmāvacara citta sind jedoch nicht nur die in lobha verhafteten citta. Es gehören dazu alle citta, die die Sinnensphäre betreffen.

Menschliche Geburt ist das Ergebnis von kusala kamma. Das pathisandhi-citta, das in der menschlichen Existenzebene entsteht, in der Eindrücke durch die fünf Sinne aufgenommen werden, ist das Ergebnis von kusala kamma, wahrgenommen durch kāmāvacara citta, die zur Sinnensphäre gehören. Es kann nicht das Ergebnis von jhāna-citta sein, da diese keine kāmāvacara citta sind. Jhāna- citta entstehen durch vertiefte Konzentration. Sie erleben die Objekte nicht, die auf die fünf Sinne einwirken. Jhāna-citta verursachen keine Geburt in dieser Welt. Somit haben die Wesen, die in der menschlichen Existenzebene geboren werden, gemeinsam, daß ihr pathisandhi-citta das Ergebnis von kusala kamma ist, welches durch kāmāvacara citta gewirkt wurde. Man könnte menschliche Wesen betreffs ihrer Geburt in zwei Klassen einteilen:

  1. Jene, die mit einem pathisandhi-citta geboren wurden, das ahetuka kusala vipāka ist. (Dies bedeutet, daß das kusala vipāka-citta nicht von schönen Wurzeln begleitet ist: alobha, Gierlosigkeit, adosa, Milde und Güte, paññā, Weisheit).
  2. Jene, die mit einem pathisandhi-citta geboren wurden, das sahetuka kusala vipāka ist (kusala vipāka von schönen Wurzeln begleitet).


Wird ein menschliches Wesen mit einem pathisandhi-citta geboren, das ahetuka ist, so ist seine Geburt das Ergebnis von kāmāvacara kusala kamma. Der Stärkegrad dieses kusala kamma ist jedoch geringer als das kusala kamma, welches ein sahetuka pathisandhi-citta zum Ergebnis hat. Menschen, die mit einem ahetuka pathisandhi-citta geboren wurden, sind vom ersten Augenblick des Lebens an benachteiligt. Sie sind blind, taub oder haben andere Mängel. Kann man feststellen, ob ein benachteiligter Mensch mit einem ahetuka pathisandhi-citta oder mit einem sahetuka pathisandhi-citta geboren wurde? Wir vermögen nicht zu sagen, ob eine Person vom ersten Augenblick ihres Lebens an betreffende Unvollkommenheit hatte oder sie erst im späteren Leben erwarb. Somit können wir auch nicht wissen, mit welchem pathisandhi-citta jemand geboren wird. Die Tatsache, daß eine Person behindert ist, ist kein blinder Zufall, sondern hängt von ihrem kamma ab.

Es gibt nur einen Typ von pathisandhi-citta, der ahetuka kusala vipāka ist, aber es gibt viele Stärkegrade dieses vipāka. Das kamma, welches dieses vipāka-citta produziert, kann eine Geburt in einer angenehmen oder unangenehmen Umgebung verursachen. Es kann sogar eine Geburt in einer der niedrigsten himmlischen Existenzebenen verursachen. Es gibt auch ein ahetuka pathisandhi-citta, welches akusala vipāka ist. Diese Art von citta entsteht nicht in der menschlichen Existenzebene, sondern in einer der elenden Existenzebenen. Nur ein Typ von pathisandhi-citta ist akusala vipāka, und auch dieses hat viele Stärkegrade. Es gibt eine Mannigfaltigkeit von akusala kamma, und somit muß es auch eine Mannigfaltigkeit von unglücklichen Wiedergeburten geben. Eine unglückliche Wiedergeburt, die wir in dieser Welt sehen können, ist die Geburt als Tier. Es gibt noch drei weitere elende Existenzebenen, die wir nicht sehen können. Dies sind die Welt der 'peta' (Geister, Gespenster), die Welt der 'asura' (Dämonen) und die Höllenebene. Es gibt viele verschiedene Höllenebenen, weil es viele unterschiedliche Grade von unglücklichen Wiedergeburten gibt.

Die pathisandhi-Funktion kann von verschiedenen Arten von vipāka- citta ausgeführt werden, die von verschiedenem kamma produziert werden. Es hängt von kamma ab, welche Art von vipāka-citta die Funktion von pathisandhi im Falle der betreffenden Person ausführt. Wenn das pathisandhi-citta ahetuka vipāka-citta ist (sei es akusala vipāka oder kusala vipāka), führt ein citta-Typ die Funktion von pathisandhi aus, der eigentlich das santīrana-citta ist.

Wenn das santīrana-citta in einem citta-Prozeß entsteht, in dem ein Objekt mit einem der fünf Sinne erlebt wird, führt das santīrana- citta die Funktion von 'Prüfen' (santīrana) am Objekt aus. Wie wir gesehen haben, ist das santīrana-citta ein ahetuka vipāka-citta. Der gleiche citta-Typ kann mehr als eine Funktion ausführen, jedoch zu verschiedenen Augenblicken. Santīrana-citta kann auch die Funktion von pathisandhi ausführen, und dies ist der Fall, wenn das patisandhi-citta ahetuka vipāka ist. Führt das santīrana-citta die Funktion von pathisandhi aus, entsteht es nicht in einem sinnlichen Prozeß und prüft auch nicht das Objekt.

Es gibt drei Arten von santīrana-citta:

  1. Santīrana-citta, akusala vipāka, von upekkhā (indifferentem--1 Gefühl) begleitet
  2. Santīrana-citta, kusala vipāka, von upekkhā begleitet
  3. Santīrana-citta, kusala vipāka, von somanassa (Frohsinn, Freude, geistig angenehmem Gefühl) begleitet.


Das santīrana-citta, das akusala vipāka ist und von upekkhā begleitet wird, kann die Funktion von patisandhi in elenden Existenzebenen ausführen. Dies bedeutet, daß der Typ von patisandhi-citta, der in niederen Existenzebenen entsteht, der gleiche Typ wie das akusala vipāka-citta ist, welches als santīrana-citta die Funktion von 'Prüfen' in einem sinnlichen citta-Prozeß ausführt. Es ist von dem gleichen 'jāti'1 ('Geburt'), dem jāti, das vipāka ist, und es wird von der gleichen Art von cetasika begleitet. Das santīrana-citta, das kusala vipāka ist und von upekkhā begleitet wird, kann außer der Funktion von 'Prüfen' in einem sinnlichen citta-Prozeß auch die Funktion von patisandhi erfüllen. Es führt die Funktion von patisandhi bei Menschen aus, die vom ersten Augenblick des Lebens an benachteiligt sind. Dieses citta ist das einzige kusala vipāka citta ohne hetu (Wurzeln), das die Funktion von patisandhi ausführt.

Das santīrana-citta, das kusala vipāka ist und von somanassa begleitet wird, erfüllt nicht die Funktion von patisandhi.

Akusala kamma und kusala kamma der verschiedenen Lebewesen können insgesamt neunzehn verschiedene Arten von patisandhi- citta produzieren, die dann in verschiedenen Existenzebenen entstehen. Einer dieser Typen ist akusala vipāka und achtzehn Typen sind kusala vipāka. Von den citta-Typen, die kusala vipāka sind, ist ein Typ ahetuka kusala vipāka und siebzehn Typen sind sahetuka kusala vipāka (von schönen Wurzeln begleitet). Es gibt viele Stärkegrade bei jedem dieser neunzehn Typen von patisandhi-citta, weil kamma von verschiedener Intensität ist. Es hängt von kamma ab, ob Menschen häßlich oder schön geboren werden, ob sie in eine angenehme oder unangenehme Umgebung hineingeboren werden. Die Tatsache, daß jemand in elende Verhältnisse hineingeboren wird, bedeutet nicht, daß auch die nächste Wiedergeburt beklagenswert ist. Alles hängt von kamma ab, das man akkumuliert. Das gleiche gilt für Menschen, die in glückliche Umstände hineingeboren werden. Speichern sie akusala kamma an, wird ihre nächste Geburt eine unglückliche sein.

Wir lesen in der 'Anguttara Nikāya' (Book of the Fours, Chapter IX, par. 5, Darkness):

„Mönche, folgende vier Personen existieren in dieser Welt. Welche vier? Die Person, die in der Finsternis lebt und für die Finsternis bestimmt ist. Die Person, die in der Finsternis lebt, aber für das Licht bestimmt ist. Die Person, die im Lichte lebt, aber für die Finsternis bestimmt ist. Die Person, die im Lichte lebt und für das Licht bestimmt ist.

Und warum Mönche, lebt eine Person in der Finsternis und ist für die Finsternis bestimmt? In diesem Falle ist eine bestimmte Person in eine Familie hineingeboren, in die Familie eines Müllabfuhrarbeiters oder eines Jägers oder eines Korbflechters oder eines Stellmachers oder eines Straßenkehrers oder in die Familie eines elenden Schuften, dem es schwerfällt, eine Mahlzeit oder einen Lebensunterhalt zu finden, der kaum Nahrung, wenig Kleidung hat. Mehr noch, er ist unbeliebt, häßlich, zwerghaft, kränklich, kurzsichtig, bucklig, lahm oder gelähmt, ohne Bissen oder Abendessen, ohne Kleidung, Fahrzeug, ohne Parfüm oder Blumengirlanden, Bett, Wohnstätte oder Beleuchtung. Er praktiziert Böses in Gedanken, Worten und Werken. Und weil er so handelt, wird er nach dem Tode, wenn der Körper zerfällt, in einer Einöde geboren, im Elend, in die Hölle gestürzt. So ihr da Mönche, ergeht es dem Menschen, der in der Finsternis lebt imd für die Finsternis bestimmt ist.

Und warum, ihr Mönche, ist eine Person, die in der Finsternis lebt für das Licht bestimmt? In diesem Falle wird eine bestimmte Person in eine Familie hineingeboren.....ohne Bett, Wohnung oder Licht. Er praktiziert das Gute in Gedanken, Worten und Werken ..., und weil er so handelt, wird er, wenn der Körper nach dem Tode zerbricht, in glücklichen Bereichen, in einer himmlischen Welt wiedergeboren.

Und, warum ihr Mönche, lebt ein Mensch im Licht und ist für die Finsternis bestimmt? In diesem Falle wird eine bestimmte Person in eine Familie hineingeboren.....Und jener Mensch ist wohlgebaut, lustig und bezaubernd, von wohlgeformter Gestalt. Es fällt ihm leicht, Kleidung, Fahrzeug, Parfüme und Blumengirlanden, eine Schlafstelle, Wohnung und Beleuchtung zu erlangen. Er praktiziert jedoch das Böse in Gedanken, Worten und Werken. Und weil er so handelt, wird er nach dem Tode, wenn der Körper zerfällt, in einer Einöde geboren, im Elend, gestürzt in die Hölle. So, ihr Mönche, ergeht es dem Menschen, der im Lichte ist und für die Finsternis bestimmt ist.

Und warum, ihr Mönche, lebt ein Mensch im Lichte und ist für das Licht bestimmt? In diesem Falle wird ein Mensch in eine angesehene Familie hineingeboren..... fähig, Kleidung und Schlafstelle, Wohnstätte und Beleuchtung zu finden. Er praktiziert das Gute in Gedanken, Worten und Werken. Weil er so handelt, wird er, wenn der Körper nach dem Tode zerfällt, in glückliche Bereiche, in einer himmlischen Welt wiedergeboren. So, ihr Mönche, ergeht es jemandem, der im Lichte ist und für das Licht bestimmt wird. Dieses, ihr Mönche, sind vier Personen, die in dieser Welt existieren."


Das patisandhi-citta, welches sahetuka vipāka ist (d.h. von schönen Wurzeln begleitet wird), ist das Ergebnis von kusala kamma von höherem Grad als das kusala kamma, das ein ahetuka patisandhi- citta ist. Für Wesen, die mit einem sahetuka patisandhi-citta geboren werden, gibt es acht verschiedene Typen von sahetuka vipāka-citta, die die Funktion von patisandhi ausführen können. Es wird von dem Maße des kusala kamma abhängen, welcher Typ von vipāka- citta diese Funktion im Falle eines bestimmten Wesens ausfuhren wird.

Menschen werden mit unterschiedlichen Charakteren geboren. Sie haben ein verschiedenes Maß an Weisheit oder auch keine Weisheit. Ist das patisandhi-citta sahetuka, wird es immer von alobha (Freigebigkeit) und adosa (Milde, Güte) begleitet, jedoch nicht immer von Weisheit. Das kamma, welches das patisandhi-citta produziert, ist ausschlaggebend dafür, ob dieses citta von Weisheit begleitet ist oder ohne Weisheit auftritt. Begleitet Weisheit das patisandhi-citta, wird man mit drei schönen Wurzeln geboren: mit alobha, adosa und paññā. Wird man mit der Anlage zur Weisheit geboren, neigt man eher dazu, im Laufe seines Lebens Weisheit zu kultivieren, als es umgekehrt der Fall ist. Jene, die mit einem patisandhi-citta geboren werden, das von Weisheit begleitet wird, können Erleuchtung erlangen, falls sie den Edlen Achtfachen Pfad kultivieren. Auch wenn man ohne Weisheit geboren wird, hat man die Möglichkeit, sie zu kultivieren. Man kann jedoch in jenem Leben keine Erleuchtung erlangen. Dies bedeutet, daß in unserem Leben alles von Bedingungen abhängt.

Man kann mit somanassa (freudiger Empfindung) oder mit upekkhā (indifferenter Empfindung) geboren werden. Es hängt von dem kamma ab, welches das patisandhi-citta produziert. Kusala kamma, das mit somanassa ausgeführt wird, ist von stärkerem Maße als das kusala kamma, das mit upekkhā begangen wird. Kamma, welches das patisandhi-citta produziert, kann asankhārika (unveranlaßt) oder
sasankhārika (veranlaßt oder mit Überlegung) sein. Kusala kamma, das asankhārika ist, hat einen höheren Stärkegrad als kusala kamma,
das sasankhārika ist. Das patisandhi-citta kann asankhārika oder sasankhārika sein. Es hängt eben von kamma ab, welches dieses citta produziert.

Die sahetuka patisandhi-citta, die das Ergebnis von kāmāvacara kusala kamma sind (d. h. kusala kamma der 'Sinnensphäre'), umfassen insgesamt acht verschiedene Typen. Sie können mit somanassa oder mit upekkhā entstehen. Sie können asankhārika (unveranlaßt) oder sasankhārika (veranlaßt) sein. Sie können von Weisheit begleitet sein, oder auch nicht.

Zusammengefaßt heißen sie:

1. Somanassa-sahagatam, ñāna2-sampayuttam, asankhārikam ekam
(von freudiger Empfindung begleitet, mit Weisheit, unveranlaßt)

2. Somanassa-sahagatam, ñāna-sampayuttam, sasankhārikam ekam
(von freudiger Empfindung begleitet, mit Weisheit, veranlaßt)

3. Somanassa-sahagatam, ñāna-vippayuttam, asankhārikam ekam
(von freudiger Empfindung begleitet, ohne Weisheit, unveranlaßt)

4. Somanassa-sahagatam, ñāna-vippayuttam, sasankhārikam ekam
(von angenehmer Empfindung begleitet, ohne Weisheit, veranlaßt)

5. Upekkhā-sahagatam, ñāna-sampayuttam, asankhārikam ekam
(von neutraler Empfindung begleitet, mit Weisheit, unveranlaßt)

6. Upekkhā-sahagatam, ñana-sampayuttam, sasarikhārikam ekami
(von neutraler Empfindung begleitet, mit Weisheit, veranlaßt)

7. Upekkhā-sahagatam, ñāna-vippayuttam, asankhārikam ekam
(von neutraler Empfindung begleitet, ohne Weisheit, unveranlaßt)

8. Upekkhā-sahagatam, ñāna-vippayuttam, sasarikhārikam ekam
(von neutraler Empfindung begleitet, ohne Weisheit, veranlaßt)

Es ist sinnvoll, mehr Einzelheiten über patisandhi-citta zu erfahren. Es wird unserem Verständnis für Menschen, die so verschieden voneinander sind, helfen.

Die acht sahetuka patisandhi-citta Typen, die Ergebnis von kāmāvacara kusala kamma sind, entstehen nicht nur in der menschlichen Existenzebene, sondern auch in jenen himmlischen Existenzebenen, die kāmā-bhūmi oder 'sinnenfreudige Existenzebenen' sind. Es gibt insgesamt einunddreißig Arten von Existenzebenen. Elf Ebenen sind kāmā-bhūmi (oder kāmā-loka). Davon ist eine die menschliche Existenzebene, sechs sind himmlische Existenzebenen und vier sind elende Existenzebenen. Wesen, die in eine der kāmā-bhūmi geboren wurden, haben kāmāvacara citta. Sie empfinden Sinneneindrücke. Es gibt noch andere himmlische Existenzebenen, die nicht kāmā-bhūmi sind.

Wird jemand in eine der kāmā-bhūmi hineingeboren und kultiviert jhāna (vertiefte Konzentration), kann er außer kāmāvacara citta auch rūpa-jhānacitta und arūpa-jhānacitta3 erfahren. Entfaltet man jedoch den Edlen Achtfachen Pfad, können lokuttara citta (citta, die nibbāna unmittelbar erleben) entstehen. Erreicht jemand jhāna, so ist das in jenem Augenblick ausgeführte kusala kamma kein kāmāvacara kusala kamma. Im Augenblick, in dem jhāna entsteht, gibt es keine Sinneneindrücke. Jhāna produziert kein vipāka (Ergebnis) in dem Leben, in dem es erreicht wird. Treten jedoch jhāna-citta kurz vor dem Sterbewußtsein auf, so produzieren diese das patisandhi-citta des nächsten Lebens. Das Ergebnis von rūpâvacara kusala citta (kusala citta, das rūpa-jhānacitta ist), ist eine Geburt in einer himmlischen Existenzebene, die nicht kāmā- bhūmi, sondern eine rūpa-brahma Ebene ist (Feinstoffliche Welt) Das Ergebnis von arūpâvacara-kusala-citta (solche kusala citta, die arūpa-jhānacitta sind) ist Geburt in einer himmlischen Ebene, die eine arūpa-brahma-Ebene (Unkörperliche Welt) ist. Es gibt verschiedene rūpa-brahma-Ebenen und verschiedene arūpa-brahma- Ebenen.

Es gibt fünf Vertiefungsstufen von rūpa-jhāna, und somit gibt es fünf Typen von rūpâvacara-kusala-citta, die dann 5 Typen von rūpâvacara-vipāka-citta produzieren. Es gibt vier Stufen von arūpa-jhāna, und somit gibt es vier Typen von arūpâvacara-kusala-citta, die vier Typen von arūpâvacara vipāka-citta produzieren. Es gibt also fünf Typen von patisandhi-citta, die das Ergebnis von rūpâvacara kusala-citta sind, und vier Typen von patisandhi-citta, die das Ergebnis von arūpâvacara kusala citta sind. Zusammengefaßt gibt es neun Typen von patisandhi-
citta, die das Ergebnis verschiedener Typen von jhānacitta sind. Sie sind sahetuka vipāka-citta (von schönen Wurzeln begleitet), und sie sind immer von pañnā begleitet.

Zusammenfassend gibt es neunzehn Typen von patisandhi-citta:
1akusala vipāka santīrana-citta (ahetuka, Ergebnis von akusala kamma)
1kusala vipāka santīrana-citta (ahetuka, Ergebnis von kāmāvacara kusala kamma)
8mahā-vipāka-citta (sahetuka, Ergebnisse von kāmāvacara kusala kamma)
5rūpâvacara vipāka-citta (sahetuka, Ergebnisse von rūpa-jhāncitta)
4arūpâvacara vipāka-citta (sahetuka, Ergebnisse von arūpa jhānacitta)


Wir wissen nicht, welche unserer Taten das patisandhi-citta des nächsten Lebens produzieren wird. Wir begehen gute und schlechte Taten. Irgendeine dieser Taten, oder auch eine Tat, die in einem vergangenen Leben begangen wurde, kann das patisandhi-citta des nächsten Lebens produzieren. Der Buddha ermutigte die Menschen, viel kusala kamma auszuführen. Jede gute Tat ist wertvoll, man wird ihre Frucht früher oder später ernten.

Wir lesen in der 'Itivuttaka' ('As it was said', the Ones, Chapter III, par. 6, 'Khuddaka Nikāya'), daß der Buddha zu seinen Mönchen
sagte:

„Mönche, wenn die Menschen wie ich die Frucht des Teilens von Gaben erkannt hätten, würden sie sich nicht an dem Gebrauch der Dinge erfreuen, ohne sie zu teilen, noch würde der Makel des Geizes ihre Herzen beflecken und darin wohnen. Sogar an ihrem letzten Bissen, ihrem letzten Stückchen Brot hätten sie keine Freude, wenn sie es nicht teilen würden, solange es jemanden gibt, der es empfangen könnte."


Kusala kamma kann eine glückliche Wiedergeburt verursachen, aber das Ende aller Geburten ist jeder Art von Wiedergeburt vorzuziehen. Wenn man den Edlen Achtfachen Pfad kultiviert und Arahattaschaft erreicht, d.h. ein edler Mensch wird, der sich auf einem der vier als überweltliche Pfade (magga) oder Ziele (phala) bekannten Entwicklungsstand befindet, gibt es keine Wiedergeburt mehr. Das Sterbewußtsein (cuti-citta) eines Arahat wird von keinem patisandhi-citta gefolgt. Der Buddha erinnerte die Menschen oft an die Gefahren der Geburt und ermutigte sie, achtsam zu sein, um das 'Unsterbliche', das Nibbāna, zu erreichen. Wir lesen in der ' Anguttara Nikāya' (Book of the Eights, Chapter VIII, par. 4), daß der Buddha, als er in Nadika, in der Ziegelstein-Halle weilte, zu den Mönchen sagte:

„Die Betrachtung über den Tod, ihr Mönche, ist schicklich und bringt gute Frucht, wenn sie entfaltet wird, sie ist von großem Vorteil, sie geht auf und endet im Unsterblichen.
Und warum, Mönche, verhält es sich so ... Nehmt den Fall eines Mönches, der, wenn der Tag sich neigt und die Nacht beginnt, folgendermaßen überlegt: 'Wahrlich, es bestehen viele Möglichkeiten des Todes für mich. Eine Schlange, oder ein Skorpion oder ein Tausendfüßler könnten mich beißen und meinen Tod verursachen. Das wäre ein Hindernis für mich. Ich könnte stolpern und fallen. Die Nahrung, die ich zu mir genommen habe, könnte mich krank machen. Ich könnte einen Gallenkrampf haben. Schleim könnte mich ersticken. Die Winde in mir, die so messerscharf schneiden, könnten mir Schmerz bereiten. Menschen oder nicht menschliche Wesen könnten mich angreifen und meinen Tod verursachen. Das wäre ein Hindernis für mich.'
Mönche, dieser Mönch sollte folgendermaßen überlegen: 'Sind in mir böse und unrechte Gedanken, die noch nicht beseitigt sind und ein Hindernis für mich wären, wenn ich heute Nacht sterben würde?'
Wenn nun, ihr Mönche, er bei dieser Betrachtung erkennt, daß solche Gedanken in ihm sind, dann muß dieser Mönch einen festen Entschluß fassen, sich anstrengen, bemühen, streben, kämpfen, achtsam sein und sich seiner selbst bemächtigen, um sich von ihnen zu befreien. Mönche, es ist wie mit einem Manne, dessen Kopfbedeckung Feuer gefangen hat, oder dessen Haare brennen. Er würde den festen Entschluß fassen, sich anstrengen, bemühen, streben, kämpfen, achtsam sein und sich seiner selbst bemächtigen, um sich von dieser brennenden Kopfbedeckung zu befreien. Ebenso} ihr Mönche, muß jener Mönch den festen Entschluß fassen, sich anstrengen, bemühen, streben, kämpfen, achtsam sein und sich seiner selbst bemächtigen, um sich von jenen bösen und falschen Gedanken zu befreien.
Erkennt aber jener Mönch beim Nachsinnen, daß in ihm keine Gedanken wohnen, die ein Hindernis wären, falls er in jener Nacht sterben würde, dann sollte jener Mönch in Fröhlichkeit und Freude leben, sich Tag und Nacht bemühen, auf dem Wege der Rechtschaffenheit zu wandeln. Nehmt den Fall eines Mönches an, der gleicherweise nachsinnt, wenn die Nacht vorüber und der Tag angebrochen ist. Auch er muß auf gleiche Art und Weise reflektieren…
Mönche, die Betrachtung über den Tod ist schicklich und bringt gute Frucht, wenn sie entfaltet wird, sie ist von großem Vorteil, sie geht auf und endet im Unsterblichen!"



Fragen
1. Kann das patisandhi-citta ahetuka sein?
2. Wieviele Typen von patisandhi-citta gibt es?
3. Wieviele patisandhi-citta sind akusala vipāka?
4. Können die patisandhi-citta, die sahetuka sind, von Weisheit begleitet sein?
5. Falls ja, wodurch ist es bedingt?

Anmerkungen
1. Es gibt vier jāti: akusala, kusala, vipāka und kiriyā.
2. Nāna ist Weisheit (pañña).
3. Um den Unterschied zwischen rūpa-jhāna und arūpa-jhāna festzustellen, siehe Kapitel XXII.