Kapitel 16. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Objekte und Tore


Erkennen wir, wenn ein Objekt durch eine der fünf Sinne oder durch das Geisttor erscheint, daß es citta ist, welches das Objekt erlebt? Wenn wir nicht die Dinge sehen, wie sie sind, nehmen wir an, ein 'Selbst' erlebe die Objekte, und wir halten die Objekte für beständig und für 'Selbst'. Sehen wir z.B. einen Baumstamm, so nehmen wir für gewöhnlich an, das gesehene Objekt sei ein Baumstamm. Wir erkennen nicht, daß Farbe und Form das Objekt des Sehens ist. Wenn wir den Baumstamm berühren, kann Härte oder Kälte mit dem Körpersinn erfahren werden. Was wir einen 'Baumstamm' nennen, sind viele verschiedene rūpa, die entstehen und vergehen.

Nur ein Merkmal kann in einem Augenblick erlebt werden, wenn es erscheint. Wenn wir lernen, die verschiedenen Merkmale zu verstehen, die durch verschiedene Tore erscheinen, werden wir fähig sein, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind. "'

Der edle Mensch betrachtet das Leben anders als der Nicht-Edle. Was für den Nicht-Edlen Glück (in Pali: sukkha) ist, ist für den Edlen Leiden (dukkha). Was für den Nicht-Edlen Leiden ist, ist für den Edlen Glück. In der 'Samyutta Nikaya' (Salayatana-Vagga, Third Fifty, Chapter IV, par. 136), wird in einem Vers gesagt:

„Dinge, gesehen und gehört, Geschmack, Geruch, greifbare Dinge, wahrgenommen, alles Erstrebenswerte, angenehm und süß, solange man sagen kann 'es ist', sie werden von Göttern und Menschen als 'sukkha' betrachtet.

Und wenn sie aufhören zu sein, jammern sie. Die Auflösung des Körpers betrachtet der Edle als 'sukkha'. Einfach alles, was die Welt für gut hält, sehen Weise anders.

Was andere Menschen „sukkha" nennen, das nennen die Heiligen „dukkha": was die Übrigen so nennen, ist für den Edlen Glück. Erfasse den Dhamma, der schwer zu verstehen ist.

Jene, die nicht weise sind, können es nicht begreifen. Sie leben in der Dunkelheit, von Unwissenheit umgarnt: blind sind jene, die das Licht nicht sehen..."


Buddha sprach oft über die Objekte, die von citta durch die verschiedenen Pforten erlebt werden. Damit wollte er Menschen von ihrer Blindheit heilen. In seiner Lehre spricht der Buddha von sechs Arten von Objekten (in Pali: ārammana), die von citta erlebt werden können.

Die erste Klasse ist: Farbe oder rūpārammana. Das Objekt, das durch das Augentor erlebt wird, kann nur rūpa sein, das Farbe ist. Wenn wir denken, wir sehen einen Baum, ein Tier oder einen Menschen, erleben wir ein Objekt durch die Geistpforte, nicht durch die Augenpforte.

Die zweite ārammana-Klasse ist Klang oder saddārammana. Die dritte Klasse ist Geruch oder gandhārammana. Die vierte Klasse ist Geschmack oder rasārammana. Die fünfte Klasse ist das Objekt, welches mit dem Körper erfahren wird, photthabbārammana genannt. Dieses Objekt umfasst die folgenden rūpa:

Festigkeit oder das 'Erdelement' (in Pali: pathavī-dhātu), das als Härte oder Weichheit erfahren werden kann. Temperatur oder das 'Feuerelement' (in Pali: tejo-dhātu), das als Wärme oder Kälte erfahren werden kann. Bewegung oder das 'Windelement' (in Pali: vājo-dhātu), das als Bewegung oder Druck erfahren werden kann.

Festigkeit (Erde), Kohäsion (Wasser), Temperatur (Feuer) und Bewegung (Wind oder Luft) sind die 'vier Hauptrūpa' (mahā-bhūta-rūpa). Man mag sich fragen, ob Kohäsion mit dem Korpersinn erfahren werden kann. Kohäsion (Flüssigkeit, in Pali: āpo-dhātu), kann nicht durch den Körpersinn erfahren werden. Wenn wir mit Wasser in Berührung kommen, erfahren wir die Eigenschaft von Härte oder Weichheit, Wärme oder Kälte, Bewegung oder Druck.

Die Eigenschaft der Kohäsion kann nur durch die Geistpforte erfahren werden. Sie ist in der sechsten Klasse der ārammana, den dhammāramna, enthalten.

Dhammāramna umfaßt alle Objekte, die nicht in den ersten fünf Klassen enthalten sind. Diese können nur durch die Geistpforte erfahren werden. Wenn man 'Einsicht' nicht kultiviert, erkennt man nicht klar, welches Objekt sich durch welche Pforte zeigt - man ist, was Objekte und Pforten betrifft, verwirrt und somit auch über die Welt verwirrt. Der Edle jedoch ist nicht mehr verwirrt, er erkennt die ārammana, die durch die sechs Pforten erscheinen, als nāma und rūpa, nicht als ein 'Selbst'.

Die „Lehrrede über die Sechs Sechsen" (Chachakha-Sutta, 'Majjhima Nikaya', Salāyatana-vagga), ist sehr hilfreich für das Verstehen der Wirklichkeiten, wie sie sich durch die sechs Pforten präsentieren. Als sich der Buddha im Jeta Hain in Anathapindikas Kloster aufhielt, gab er den Mönchen eine Erklärung über die sechs 'inneren Sinnenfelder' und die sechs 'äußeren Sinnenfelder' (in Pali: āyatana). Die sechs 'inneren Sinnenfelder' sind die sechs Pforten, durch welche die Objekte erfahren werden, nämlich: die fünf Sinnentore und das Geisttor. Die sechs 'äußeren Sinnenfelder' sind die Objekte, die durch die sechs Pforten erlebt werden. Danach erklärte der Buddha die sechs Bewußtseinsklassen (Sehen, Hören, etc.), die aufgrund der sechs Pforten entstehen, und die sechs Objekte, die durch die sechs Pforten erfahren werden. Er gab auch eine Erklärung über die sechs Arten der Sinnenkontakte, die sechs Arten der Gefühle, die durch die sechs Berührungen bedingt entstehen, und die sechs Arten der Begierde, die durch die sechs Arten der Gefühle bedingt entstehen. Somit gibt es 'Sechs Sechsen', sechs Gruppen von sechs Wirklichkeiten.

Danach gab der Buddha eine Erklärung über den Menschen, der Begierde, Abneigung und Unwissenheit in Bezug auf die Dinge hat, die er durch die sechs Tore erfahrt. Wir lesen:

„Mönche, Sehbewußtsein entsteht, weil es das Auge und körperliche Formen gibt. Das Zusammentreffen dieser drei ergibt einen Sinnenkontakt. Aufgrund dieses Sinnenkontaktes entsteht ein Erlebnis, das angenehm oder schmerzlich ist, oder weder schmerzlich noch angenehm. Weil er nun ein angenehmes Gefühl hat, empfindet er Wonne, Freude und hält daran fest. Eine Tendenz zur Anhänglichkeit liegt in ihm verborgen. Hat er ein schmerzliches Gefühl, grämt er sich, trauert, klagt, schlägt sich an die Brust und erlebt eine Enttäuschung. Wenn er j edoch ein weder schmerzliches noch angenehmes Gefühl hat, und er begreift weder dessen Entstehung noch seine Aufhebung, noch die Befriedigung, noch die Gefahr dieses Gefühls, und er vermag auch nicht dem Gefühl zu entrinnen, so ist eine Neigung zur Unwissenheit in ihm verborgen...."


Das gleiche wird in Bezug auf die anderen Pforten gesagt. Der Mensch, der den Dingen mit 'gründlichem und weisen Erwägen' statt mit Zuneigung, Abneigung und Unwissenheit gegenübertritt kann dem Kreislauf von Leben und Tod ein Ende machen. Wir lesen weiterhin:

„... Empfindet er nun ein angenehmes Gefühl, so ist er nicht entzückt, freut sich nicht darüber und hält auch nicht daran fest. Eine Tendenz zur Anhänglichkeit ist in ihm nicht verborgen.
Empfindet er ein schmerzliches Gefühl, grämt er sich nicht, trauert nicht und klagt nicht, schlägt sich nicht an die Brust und erlebt somit auch keine Enttäuschung. Ein innerer Widerspruch ist in ihm nicht vorhanden.
Empfindet er ein Gefühl, das weder schmerzlich noch angenehm ist, so versteht er dessen Ursprung und sein Vergehen und die Befriedigung und die Gefahr durch dieses Gefühl, und er vermag ihm zu entkommen.
Eine Anlage zur Unwissenheit ist in ihm nicht verborgen. Indem er sich nun von der Neigung zu angenehmen Gefühlen befreit,
den Widerwillen gegen unangenehme Gefühle austreibt, die Unwissenheit überweder schmerzliche noch angenehme Gefühle mit den Wurzeln ausreißt, indem er Unwissenheit aufgibt
und Wissen erlangt, wird er ein Beender der Qualen sein - diese Situation gibt es.

Weil der unterrichtete edle Jünger das Gefühl so sieht, wendet er sich vom Auge ab, er wendet sich von körperlichen Formen ab, er wendet sich vom Sehbewußtsein ab, er wendet sich vom Augenkontakt ab, er wendet sich von Gefühl ab, er wendet sich von der Begierde ab. Er wendet sich vom Ohr ab, er wendet sich vom Klang ab. ... Er wendet sich von der Nase ab, er wendet sich vom Geruch ab. ... Er wendet sich von der Zunge ab, er wendet sich von Geschmack ab.... Er wendet ' sich vom Körper ab, er wendet sich von Berührungen ab.

...Er wendet sich vom Geiste ab, er wendet sich von Geistobjekten ab, er wendet sich vom Geistbewußtsein ab, er wendet sich vom geistigen Kontakt ab, er wendet sich von Gefühlen ab, er wendet sich von der Begierde ab.
Indem er sich von allem abwendet, ist er leidenschaftslos - dadurch wird er frei. In der Freiheit liegt das Wissen, daß er befreit ist, und er versteht es so: Zerstört ist die Geburt, dem Ende nahegebracht ist das Brahma-Leben, getan ist, was getan werden mußte, es gibt kein 'so oder so sein' mehr."

So sprach der Herr. Die Mönche erfreuten sich an den Worten des Herrn und waren entzückt. Und während dieser Darlegung wurde der Geist von mehr als 60 Mönchen von allen Schäden befreit.'


Was dhammārammana betrifft, die sechste Klasse der ārammana, so können diese wiederum in sechs Klassen unterteilt werden. Sie sind:

  1. Die fünf Sinnenorgane (pasada-rūpa)
  2. Die feinen rūpa (sukhuma-rūpa) T'
  3. Citta
  4. Cetasika
  5. Nibbāna
  6. Konventionelle Begriffe oder Konzepte (paññatti).


Die erste Klasse der dhammārammana umfaßt die fünf Sinnenorgane (pasāda-rūpa). Diese rūpa haben die Fähigkeit, Sinneneindrücke aufzunehmen. Die pasāda-rūpa erleben nichts, sie sind rūpa, nicht nāma. Sie sind Pforten, durch die citta die Objekte erleben. Pasāda- rūpa können nicht durch die Sinnenpforten erkannt werden, sondern nur durch die Geistpforte. Sehsinn z.B. können wir nicht durch die Augen erleben. Wir wissen, daß Sehsinn vorhanden ist, weil es Sehen gibt.

Von den 'feinen rūpa' (sukhuma-rūpa) gibt es 16 Arten. Insgesamt gibt es 28 Arten von rūpa, von denen 12 als 'grob' (olarika) und 16 als fein (sukhuma) klassifiziert werden.

Die groben rūpa umfassen die sieben Objekte, die direkt durch die fünf Sinnenpforten erfahren werden können: vier rūpa durch die vier Sinnenpforten wie Augen, Ohren, Nase und Zunge und die drei rūpa wie Härte, Temperatur und Bewegung durch das Körpertor. Weiterhin gibt es die groben rūpa, bekannt als die fünf Sinne (pasāda-rūpa). Diese sind die Tore, durch welche diese Objekte erlebt werden. Wir stellen fest, daß fünf pasāda-rūpa als die erste Klasse von dhammārammana klassifiziert werden.

Die sechzehn' feinen rūpa' können nur durch die Geistpforte erlebt werden. Dazu gehören z.B. 'nahrhafte Wirkstoffe' (ojā), vaci-viflñatti, das rūpa, das die physische Voraussetzung für Sprache ist, und kāya-viññatti, das rūpa, das die physische Grundlage für eine Ausdrucksweise durch Gesten ist.

Es wird von der Weisheit, die wir akkumuliert haben, abhängen, ob wir die wahre Natur der feinen rūpa erfahren können oder nicht. Das Nachdenken über eine der feinen rūpa bedeutet nicht dasselbe, wie das direkte Erleben ihrer Eigenschaften als eine Art von rūpa und Nicht-Selbst.

Citta ist eine andere Klasse von dhammārammana. Citta erleben verschiedene ārammana. Citta selbst kann aber ebenso ārammana sein. Citta, Bewußtsein, kann sowohl kusala citta, akusala citta als auch viele andere Typen von citta zum Objekt nehmen.

Auch cetasika sind dhammārammana. Damit sind alle 52 Arten von cetasika gemeint. Gefühl ist ein cetasika. Schmerzliches Gefühl z.B. kann von citta betrachtet werden. Gefühl ist dann Objekt für citta - es ist dhammārarnrnana. Wird Härte erlebt, ist das Objekt nicht (jharnrnārammana, sondern photthabbārarnmana (Körpereindruck).

Härte und schmerzliches körperliches Gefühl können dicht aufeinander folgen. Falls man nicht unterscheidet, daß Härte und ein schmerzhaftes körperliches Gefühl verschiedene Objekte sind, bleibt man unwissend über die verschiedenen Eigenschaften der nāma und rūpa. Und so wird man fortfahren, sie für ein Selbst zu halten.

Citta kann alle Arten von Objekten erleben. Sogar nibbāna kann von citta erfahren werden. Nibbāna ist dhammārammana und kann nur durch die Geistpforte erlebt werden. Somit kann Bewusstsein sowohl sankhāra dhamma (bedingt entstandener dhamma) als auch visankhāra dhamma (unbedingt entstandener dhamma) erleben.

Citta, das sankhāra dhamma erlebt, ist lokiya citta. (Lokiya wird gewöhnlich mit 'weltlich' übersetzt. Es bedeutet aber nicht 'weltlich' oder 'irdisch' im üblichen Sinne der konventionellen Sprache.) Citta, das nibbāna direkt erlebt, ist lokuttara citta.

Eine andere Klasse von dhammārammana sind konventionelle Begriffe, Konzepte und Ideen (paññatti). Wir sehen also, daß citta sowohl paramattha dhamma, das sind nāma und rūpa, als auch Konzepte oder konventionelle Begriffe, die keine paramattha dhamma sind, erkennen kann.

Ein Konzept oder ein konventioneller Begriff ist kein paramattha dhamma (absolute Wirklichkeit). Wird über einen konventionellen Begriff oder ein Konzept nachgedacht, so ist es nāma, das denkt. Nāma ist ein paramattha dhamma. Die Wirklichkeit in jenem Augenblick ist also das Denken.

Konventionelle Begriffe können sowohl Wirklichkeiten als auch Dinge bezeichnen, die nicht wirklich sind. Ein Begriff, der in sich selbst kein paramattha dhamma ist, kann jedoch ein paramattha dhamma bezeichnen. Die Begriffe 'nāma' und 'rūpa' z.B. sind paññatti, sie bezeichnen aber paramattha dhamma. Es ist sehr wichtig, den Unterschied zwischen paramattha dhamma und paññatti zu kennen. Wenn wir an den Begriffen 'nāma' und 'rūpa' festhalten und weiterhin über nāma und rūpa nachdenken, statt uns ihrer Eigenschaften bewußt zu werden, wenn sie erscheinen, werden wir nur paññatti statt Wirklichkeiten kennen. Die Klassen von ārammana, die da sind das Sichtbare, Klang, Geruch, Geschmack und Körpereindruck, sind rūpa. Die sechste Klasse, die sechs Arten der dhammārammana, umfaßt nāma, rūpa und auch paññatti.

Verschiedene Objekte können durch verschiedene Pforten (in Pali: dvāra) erlebt werden. Pasāda-rūpa im Auge z.B. (d. i. das rūpa, welches die Fähigkeit hat, Farbeindrücke aufzunehmen), ist eine notwendige Bedingung zum 'Aufmerken' auf Farbe durch ein citta. Gäbe es kein pasāda-rūpa im Auge, könnte citta keine Farbe erleben.

Citta des sinnlichen Bewußtseinsprozesses kennen ihre Objekte durch die verschiedenen Pforten, wie das Auge, das Ohr, die Nase, die Zunge und den Druck- und Tastsinn. Das pasada-rūpa, das die Pforte des Tastsinns ist, hat die Fähigkeit, körperliche Eindrücke von Hartem, Weichem, Warmem, Kaltem, Bewegung oder Druck aufzunehmen. Jeder Teil des Körpers, der diese Eindrücke aufnehmen kann, ist pasāda-rūpa. Somit kann jeder Teil des Körpers Körperpforte sein, ausgenommen jene Teile, die keine Sensibilität besitzen.

Fünf Tore sind rūpa, und ein Tor ist nāma. Die Geistpforte ist nāma Die citta des geistigen Bewußtseinsprozesses erleben ein Objekt durch die Geistpforte. Bevor das mano-dvārâvajjana-citta (das an der Geistpforte aufmerkende Geistmoment) aufsteigt, gibt es das bhavanga-calana (vibrierendes bhavanga) und das bhavangupaccheda. Das bhavangupaccheda geht dem mano-dvārâvajjana-citta voraus. Es ist die Geistpforte, das Tor, durch welches das mano-dvārâvajjana-citta sein Objekt erlebt.

Wir sollten wissen, durch welche Pforte die verschiedenen Objekte von citta erlebt werden. Farbe, d. i. rūpārarnmana, wird z.B. sowohl durch die Augenpforte als auch durch die Geistpforte erlebt. Sowohl im sinnlichen als auch im geistigen Bewußtseinsprozeß entstehen javana-citta. Diese javana-citta sind, wenn man kein Arahat ist, entweder kusala citta oder akusala citta. Wenn Farbe durch die Augenpforte erlebt wird, kennt man das Objekt noch nicht. Im sinnlichen Bewußtseinsprozeß kann jedoch bereits Neigung, Abneigung oder Unwissenheit zu dem Gesehenen entstehen. Befleckungen sind tief verwurzelt, sie können durch alle sechs Pforten entstehen. Wir nehmen an, die Versklavung an die Objekte, die durch die Sinnenpforten erlebt werden, sei durch die Objekte verursacht. Befleckungen sind jedoch nicht durch die Objekte verursacht. Sie sind vielmehr im citta angehäuft, welches die Objekte erlebt.

Wir lesen in der'Samyutta Nikāya' (Salāyatana-vagga, Fourth Fifty, Chapter III, par. 191, Kotthika), daß Sāriputta und Mahā-Kotthika in der Nähe von Varanasi bei Isipatana im Antilopenpark weilten. Kotthika sagte zu Sāriputta:

„Wie nun, Freund? Bindet das Auge die Objekte, oder binden die Objekte die Augen? Bindet die Zunge die Geschmäcke, oder binden Geschmäcke die Zunge? Bindet der Geist die Geistobjekte, oder binden Geistobjekte den Geist?

Nicht so, Freund, Kotthika. Das Auge bindet nicht die Objekte, noch binden die Objekte das Auge. Vielmehr sind es Verlangen und Lust, die auf Grund dieser beiden entstehen. Sie sind das Band. Das gleiche gilt für Zunge und Geist.... es sind Verlangen und Lust, die auf Grund des Geschmacks und der Zunge, der Geistobjekte und des Geistes entstehen.

Stell dir vor, Freund, zwei Ochsen, ein weißer und ein schwarzer, seien durch einen Strick oder ein Joch aneinander gebunden. Würde man zu Recht sagen, der schwarze Ochse binde den weißen, oder der weiße Ochse binde den schwarzen?

Sicherlich nicht, Freund.
Nein, Freund. So ist es nicht. Der Strick jedoch, oder das Joch, welches die beiden bindet, sind das verbindende Glied. Ebenso ist es mit dem Auge und dem Sichtbaren, mit Zunge und Geschmäcken, mit Geist und Geistobjekten. Verlangen und Lust in ihnen bilden das Band, das sie verbindet.

Wäre das Auge, Freund, die Fessel der Objekte, oder wären die Objekte die Fessel für das Auge, könnte dieses rechtschaffene Leben für die völlige Zerstörung des Bösen nicht erklärt werden. Weil es aber nicht so ist, sondern Verlangen und Lust in ihnen die Fessel sind, kann das rechtschaffene Leben für die völlige Zerstörung des Bösen proklamiert werden....

Der Erhabene, Freund, hat ein Auge. Der Erhabene sieht das Sichtbare mit dem Auge. Im Erhabenen jedoch ist kein Verlangen und keine Lust. Vollkommen befreit ist der Erhabene. Der Erhabene hat eine Zunge .... Geist. Im Erhabenen ist jedoch kein Verlangen und keine Lust. Vollkommen befreit ist der Erhabene.

Durch diese Methode, Freund, sollst du verstehen, wie ich schon zuvor sagte, daß Verlangen und Lust zu den Dingen die Fessel sind."



Fragen
  1. Durch welche Pforten kann Bewegung erfahren werden?
  2. Durch welche Pforte kann das Körpersinnenorgan erfahren werden?
  3. Zu welcher Klasse von ārammana (Objekt) gehört Kohäsion?
  4. Zu welcher Klasse von ārammana gehört lobha-mula-citta (citta in Zuneigung verwurzelt)?
  5. Durch welche Pforte kann lobha-mula-citta erfahren werden?
  6. Durchweiche Pforten kann lobha-mula-citta ein Objekt erleben?
  7. Zu welcher Klasse von ārammana gehört Kälte?
  8. Zu welcher Klasse von ārammana gehört ein körperlich schmerzhaftes Gefühl?
  9. Zu welcher Klasse von ārammana gehört eine geistig unangenehme Empfindung?
  10. Zu welcher Klasse von ārammana gehört pañña (Weisheit)?
  11. Ist das Wort 'Frieden' ein ārammana? Wenn ja, zu welcher Klasse gehört es?
  12. Wieviele Tore sind rūpa und wieviele sind nāma?
  13. Kann Farbe durch das Geisttor erfahren werden?
  14. Ist Farbe dhammārammana?
  15. Wieviele ahetuka citta haben rūpärammana (Farbe) als Objekt?
  16. Wieviele ahetuka citta haben dhammārammana als Objekt?
  17. Durch wieviele Pforten erlebt ein citta rūpärammana?
  18. Durch wieviele Pforten erlebt ein citta dhammārammana?
  19. Wieviele Klassen von ārammana werden durch das Geisttor erkannt?