Kapitel 20. Nina Van Gorkom. Abhidhamma im Alltag


Existenzebenen


Wir sind geboren worden, wir werden sterben und werden wieder geboren werden. Es liegt jenseits unserer Macht, in welcher Existenzebene wir wieder geboren werden. Es hängt von kamma ab, welches das patisandhi-citta (Wiedergeburtsbewußtsein) produziert, nachdem das cuti-citta (Sterbewußtsein) fortgefallen ist.

In diesem Augenblick leben wir in der menschlichen Ebene. Menschliches Leben ist jedoch sehr kurz. Wenn dieses Leben vorüber ist, wissen wir nicht, in welcher Ebene wir wiedergeboren werden. Die meisten Menschen denken nicht gerne daran, wie kurz das menschliche Leben ist. Sie sind von dem beeindruckt, was sie durch die Sinnenpforten erleben, und auf Grund dieser Eindrücke sind sie glücklich oder unglücklich. Wir sollten jedoch erkennen, daß glücklich sein und unglücklich sein nur geistige Phänomene sind, die auf Grund von Bedingungen entstehen und wieder vergehen. Unser ganzes Leben ist eine Aufeinanderfolge von Erscheinungen, die entstehen und wieder vergehen.

Viele Religionen sprechen von Himmel und Hölle. In welcher Beziehung unterscheidet sich die buddhistische Lehre davon? Brauchen wir nur an Himmel und Erde zu glauben? Die buddhistische Lehre hält uns dazu an, Wirklichkeiten zu studieren, Ursache und Wirkung im Leben zu studieren. Jede Ursache bringt ihre entsprechende Wirkung. Menschen führen gute und schlechte Taten aus, und diese bringen verschiedene Ergebnisse. Sie verursachen eine Geburt in den verschiedenen Existensebenen Die Existenzebene ist der Ort, in den man hineingeboren wird. Geburt in einer jammervollen und elenden Ebene ist das Ergebnis einer schlechten Tat. Geburt in einer glücklichen Ebene ist das Ergebnis einer guten Tat. Da die guten und schlechten Taten einen verschiedenen Stärkegrad von kusala und akusala haben, sind auch die Ergebnisse unterschiedlich. Es gibt verschiedene elende Ebenen und verschiedene glückliche Existenzebenen.

Die Tierwelt ist eine jammervolle Ebene. Wir stellen fest, daß Tiere einander verschlingen, und wir finden, daß die Natur grausam ist. Die Tierwelt ist nicht die einzige jammervolle Ebene. Es gibt verschiedene Höllenebenen. Das akusala vipāka in der Hölle ist heftiger, als die Schmerzen, die in der menschlichen Ebene erfahren werden. Die Beschreibungen der Höllen in den buddhistischen Schriften sind nicht nur Allegorien. Unangenehme Dinge durch Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körpersinn zu erfahren, ist akusala vipāka. Und akusala vipāka ist eine Wirklichkeit. Leben in einer Höllenebene ist nicht beständig. Wenn die Lebensspanne in der Höllenebene vorüber ist, kann die Wiedergeburt in einer anderen Ebene stattfinden.

Außer der Ebene der Tierwelt und den Höllenebenen gibt es noch andere jammervolle Ebenen. Geburt in der Ebene der Peta (Geister, Gespenster) ist das Ergebnis von akusala kamma, durch Gier bedingt. Wesen in jener Ebene haben eine verkrüppelte Gestalt und sind immer hungrig und durstig.

Weiterhin gibt es die Ebene der Asura (Dämonen). Die Objekte, die in der Asura-Ebene erlebt werden, sind weniger angenehm als die Objekte, die in der menschlichen Ebene erfahren werden. Insgesamt gibt es vier Klassen von elenden Ebenen.

Als Mensch geboren zu werden, ist eine glückliche Wiedergeburt. In der menschlichen Ebene besteht die Möglichkeit, Heilsames zu kultivieren. Man kann dhamma studieren und den Weg gehen, der zum Ende aller Befleckungen und zum Ende von Geburt und Sterben führt. Geburt in der menschlichen Ebene ist kusala vipāka. Während eines Lebens in dieser Ebene empfangen wir jedoch sowohl kusala vipāka als auch akusala vipāka. Jede Person erlebt verschiedene Resultate im Leben: es gibt Gewinn und Verlust, Auszeichnung und Schande, Lob und Tadel, Glück und Trübsal. Jede Person ist in die Familie hineingeboren, in der die richtigen Bedingungen bestehen, um das Ergebnis seiner Taten zu erfahren. Es hängt von unserem kamma ab, ob wir angenehme oder unangenehme Dinge mit Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körpersinn erleben.

Andere glückliche Ebenen, außer der menschlichen, sind die himmlischen Ebenen. In den liirnmlischen Ebenen gibt es mehr kusala vipāka als in der menschlichen Ebene und weniger akusala vipāka.

Es gibt verschiedene himmlische Ebenen. Obgleich das Leben in einer himmlischen Ebene eine lange Zeit andauern kann, ist es doch nicht unvergänglich. Die elenden Ebenen, die menschliche Ebene und die sechs himmlischen Ebenen, d.h. die Deva-Ebenen, sind Existenzebenen der Sinne. Sinnliche Existenzebenen sind Ebenen, in denen Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, das Erleben von Körpereindrücken und andere kāmāvacara citta (citta, die zur sinnlichen Bewußtseinsebene gehören) entstehen. Insgesamt gibt es elf Klassen von sinnlichen Existenzebenen.

Jene, die die Nachteile der Sinneneindrücke eingesehen haben, kultivieren Vertiefungen. Sie können in höheren himmlischen Ebenen wiedergeboren werden. Diese sind keine sinnlichen Existenzebenen.

Jene, die rūpa-jhāna erreichen, können in den rūpa-brahma Ebenen wiedergeboren werden, in denen weniger Sinneneindrücke aufgenommen werden. Insgesamt gibt es sechzehn rūpa-brahma Ebenen. Eine davon ist die asañña-satta Ebene, in der es nur rūpa, nur stoffliche Dinge, kein nāma, keine geistigen Dinge gibt. Jene, die die höchste Stufe der rūpa-jhāna erreicht haben und kein Bewußtsein haben möchten, können ohne citta wiedergeboren werden. Für sie gibt es nur einen Körper. Diese Wesen haben die Nachteile erfahren, die Bewußtsein mit sich bringt. Auch Glück ist für sie ein Nachteil, weil es nicht beständig ist.

Jene, die die Nachteile von rūpa erkennen, kultivieren arūpa-jhāna, die sogenannten 'Unkörperlichen Vertiefungen'. Sie werden in den arūpa-brahma Ebenen wiedergeboren, in denen keine Sinneneindrücke stattfinden. Es gibt vier arūpa-brahma Ebenen. Wesen, die in diesen Ebenen geboren werden, erleben nur nāma, kein rūpa. Vielleicht fragen sich manche Leute, wie es möglich sein kann, daß es Wesen gibt, die nur rūpa erleben, und solche Wesen, die nur nāma erleben. Falls wir die verschiedenen Eigenschaften der nāma-Elemente und rūpa-Elemente einzeln erleben, wenn sie erscheinen, und falls wir erkannt haben, daß sie nur unpersönliche Elemente sind, kein Wesen, keine Person, 'Nicht-Selbst', werden wir nicht mehr bezweifeln, daß es rūpa ohne nāma und nāma ohne rūpa gibt.

Insgesamt gibt es 31 Existenzebenen, nämlich:



Wir lesen in der 'AnguttaraNikāya' (Buch der Sieben, Kapitel VI par. 9a, Amity) vom Wert heilsamer Taten. Sie können für eine lange Zeit angenehme Ergebnisse schaffen und die Geburt in verschiedenen glücklichen Ebenen bedingen. Wir lesen, wie der Buddha zu seinen Jüngern über die Geburten in verschiedenen glücklichen Ebenen sprach. Der Buddha sagte:

„Jünger, habt keine Angst vor verdienstlichen Werken. Glück ist ein anderer Name für verdienstliche Werke. Ich weiß wohl, ihr Jünger, daß gute Taten, die oft getan worden sind, reifen werden, Blüten tragen werden, die für eine lange Zeit angenehm, erfreulich und lieblich sein werden.
Sieben Jahre lang pflegte ich Gedanken der Freundschaft. Dann, in den sieben Zeitaltern, in denen die Welt Fortschritte machte und wieder zerfiel, bin ich nicht in diese Welt zurückgekommen. Danach dehnte sich die Welt wieder aus, und ich erreichte die Strahlensphäre. Als sich die Welt wieder zusammenzog, erreichte ich Brahmas ' leeren Palast. So, ihr Jünger, wurde ich Brahma, der große Brahma, der Eroberer, unbesiegt, alles sehend, allmächtig.
Sechsunddreißigmal war ich Sakka, der Deva-König. Viele Male sieben war ich ein 'Rad bewegender Rajah', gerecht, rechtschaffen, die vier Enden der Erde erobernd. Ich brachte Beständigkeit ins Land, besaß die sieben Edelsteine


Wie wir gesehen haben, hängt es von den angehäuften Taten ab, in welche der verschiedenen Existenzebenen ein Wesen hineingeboren wird. Existenzebene ist der Ort, in den man geboren wird. Bewußtseinsebene ist nicht dasselbe wie Existenzebene. Zu welcher Bewußtseinsebene ein citta gehört, hängt von dem Objekt (ārammana) ab, das citta erlebt. Wir haben bereits von verschiedenen Bewußtseinsebenen gehört:



Kāmāvacara citta können als asobhana citta (citta, die nicht von sobhana cetasika begleitet werden) und als kāmā-sobhana citta (citta der sinnlichen Bewußtseinsebene, von sobhana cetasika begleitet) klassifiziert werden. In welcher Daseinsfährte entstehen sie?

Kāmāvacara citta entstehen in dreißig Daseinsebenen. Sie entstehen nicht in der asañña-satta Ebene, in der es kein nāma gibt, sondern nur rūpa. Sogar in den arūpa-brahma Ebenen gibt es kāmāvacara citta.

Kāmā-sobhana citta können auch in den jammervollen Daseinsebenen entstehen. Ferner entstehen sie in der menschlichen Ebene, in den himmlischen Ebenen, in den rūpa-brahma Ebenen und in den arūpa-brahma Ebenen. Sie entstehen in dreißig Existenzebenen, ausgenommen in der asañña-satta Ebene. Es entstehen jedoch nicht alle Typen in allen Existenzebenen.

Asobhana citta können in dreißig Daseinsfährten entstehen, jedoch entstehen nicht alle Typen in allen Ebenen. Lobha-mūla-citta (citta, die in Zuneigung verwurzelt sind) können in dreißig Ebenen entstehen. Sogar in den rūpa-brahma Ebenen und in den arūpa-brahma Ebenen können lobha-mūla-citta entstehen. Dosa-mūla-citta (citta, die in Abneigung verwurzelt sind) entstehen in den elf Daseinsebenen, in denen Sinneneindrücke stattfinden. Sie entstehen nicht in den rūpa-brahma Ebenen oder in den arūpa-brahma Ebenen.

Solange Wesen in den rūpa-brahma Ebenen oder in den arūpa-brahma-Ebenen leben, entstehen keine Bedingungen zur Entstehung von dosa. Moha-mūla-citta (citta, die in Unwissenheit verwurzelt sind) entstehen in dreißig Existenzebenen. Alle jene, die keine arahat sind, haben moha, und somit entstehen moha-mūla-citta in allen Daseinsebenen, ausgenommen in der asañña-satta Ebene.

Wir haben wohl bemerkt, daß nicht nur akusala citta, sondern auch ahetuka-citta asobhana-citta sind. (Bewußtsein, das nicht von schönen 'Wurzeln' begleitet wird.) Nun zu den asobhana citta, die ahetuka sind. Ahetuka citta, die in einem Bewußtseinsprozeß entstehen, erleben ein Objekt durch eines der Sinnentore. Sie entstehen also nur in den Ebenen, in denen Sinneneindrücke stattfinden. Sehbewußtsein und Hörbewußtsein entstehen in den elf sinnlichen Daseinsfährten (in den vier elenden Ebenen, in der menschlichen Ebene und in den sechs himmlischen Ebenen, die auch sinnliche Daseinsebenen sind: die Deva-Ebenen). Sie entstehen auch in fünfzehn rūpa-brahma Ebenen, insgesamt also in sechsundzwanzig Existenzebenen.

Riechbewußtsein, Schmeckbewußtsein und Körperbewusstsein entstehen nur in den elf sinnlichen Ebenen. Somit entstehen sie nicht in den rūpa-brahma-Ebenen oder in den arūpa-brahma Ebenen.

Pañca-dvārâvajjana-citta (das an der Fünfsinnenpforte aufmerkende Bewußtsein), sampaticchana-citta (rezipierendes Bewußtsein) und santirana-citta (das Sinnenobjekt prüfende Bewußtsein) entstehen in allen Ebenen, in denen Sinneneindrücke stattfinden. Somit entstehen sie in sechsundzwanig Ebenen: in den elf Ebenen der Sinne und in fünfzehn rūpa-brahma-Ebenen. Eine der rūpa-brahma- Ebenen, die asañña-satta-Ebene, ist davon ausgenommen.

Das mano-dvārâvajjana-citta ,das an der Geistpforte aufmerkende Bewußtsein, entsteht in allen Ebenen, in denen es nāma gibt. Es entsteht also in dreißig Ebenen.

Menschen spekulieren mitunter darüber, an welchem Ort sie wiedergeboren werden. Möchten wir wieder in die menschliche Ebene hineingeboren werden? Wir klammern uns an das Leben in der menschlichen Ebene an und bedenken nicht die vielen Augenblicke, in denen wir akusala vipaka in dieser Welt empfangen werden: Katastrophen wie Krieg und Hunger bedrohen uns, Krankheit, Alter und Tod umgeben uns. Manche Leute würden gerne in eine der himmlischen Ebenen wiedergeboren werden. Sie möchten gerne angenehme Objekte durch die Sinne erfahren. Ja, wir können uns wünschen, in einer himmlischen Ebene wiedergeboren zu werden. Ob dies aber geschehen wird, hängt von unserem kamma ab. Geburt ist Ergebnis, Wirkung der Tat, sie findet nicht ohne Ursache statt. Wenn man viele gute Taten begeht, kultiviert man die Ursache, die viele angenehme Rückwirkungen hervorbringen wird. Wir können auf keinen Fall bestimmen, wann das Resultat eintreten wird. Dies liegt jenseits jeder Kontrolle.

Fürchten wir uns vor dem Tod? Die meisten Menschen möchten gerne ihr Leben verlängern. Sie fürchten den Tod, weil die Zukunft für sie unsicher ist. Falls man kein Edler ist, kann man in der Hölle wiedergeboren werden. Wir denken nicht gerne an eine Wiedergeburt in einer jammervollen Ebene. Aber vielleicht sind in der Vergangenheit Taten begangen worden, die noch eine Wiedergeburt in der Hölle bedingen könnten. Auch der Buddha wurde in einem seiner vergangenen Leben in der Hölle geboren.

(Darüber können wir im 'Muga-Pakkha-Jātaka' lesen.) Es hat keinen Zweck, mit Abneigung und Furcht an die Hölle zu denken. Der Gedanke an eine Hölle kann aber insofern hilfreich sein, daß er uns in diesem Augenblick daran erinnert, kusala statt akusala zu kultivieren.

Wir lesen in der 'SamyuttaNikāya' (Mahā-vagga, Kindred Sayings on Stream-Winning, Chapter VI, par. 4, Visiting the sick), daß der Buddha zu Mahānāma über die Art und Weise sprach, wie ein kranker Laie, der jedoch klug ist, von einem anderen klugen Laien ermahnt werden soll. Wir lesen:
„Ein besonnener1 Laienjünger, Mahānāma, der krank ist ... sollte von einem anderen besonnenen Laienjünger mit den vier tröstlichen Gewißheiten folgendermaßen ermahnt werden: 'Suche Trost, Herr, in deiner unerschütterlichen Treue zum Buddha, indem du sagst: 'Er ist der Erhabene, der Heilige, der vollkommen Erleuchtete ... Suche Trost, Herr, in deiner unerschütterlichen Treue zum Dhamma…
Suche Trost, Herr, in deiner unerschütterlichen Treue zum Sangha ... Suche Trost, geliebter Herr, in deinem Anteil an den Tugenden, die den Edlen lieb sind.
Ein besonnener Laienjünger, Mahānāma, der krank ist, sollte so von einem anderen besonnenen Laienjünger mit den vier tröstlichen Gewißheiten ermahnt werden.
Dann, angenommen, er sehnt sich nach seinen Eltern, sollte man, falls er sagt: 'Ich sehne mich nach meinen Eltern', so zu ihm sprechen: 'Aber, lieber Herr, du bist ein Untertan des Todes. Ob du dich nun nach deinen Eltern sehnst oder nicht, du mußt sterben. Es wäre ebenso gut für dich, die Sehnsucht nach deinen Eltern aufzugeben.'
Falls er sagen sollte: 'Die Sehnsucht zu meinen Eltern ist jetzt aufgegeben', sollte der andere antworten: 'Aber, mein lieber Herr, du hast noch Sehnsucht nach deinen Kindern. Da du auf jeden Fall sterben mußt, wäre es auf jeden Fall gut, deine Sehnsucht nach den Kindern aufzugeben.'
Falls er sagen sollte: 'Jene Sehnsucht nach meinen Kindern ist jetzt aufgegeben', sollte der andere entgegnen: 'Jedoch, mein lieber Herr, du hast noch die Sehnsucht nach den fünf menschlichen Freuden der Sinne.'
Wenn er dann sagt: 'Jene Sehnsucht nach den fünf menschlichen Freuden der Sinne ist jetzt aufgegeben', sollte der andere antworten: 'Mein Freund, die himmlischen Wonnen übertreffen die fünf menschlichen Freuden der Sinne. Es wäre ebenso gut für dich, ehrenwerter Herr, deine Gedanken davon abzuwenden und sie auf die 'Vier Deva Könige' zu richten.'
Angenommen, der kranke Mann sagt: 'Ich habe meine Gedanken von den menschlichen Freuden der Sinne entleert und sie auf die 'Vier Deva Könige' gerichtet', dann soll der andere sagen: 'Vortrefflicher als die 'Vier Deva Könige' und eine bessere Auswahl ist die Gefolgschaft der 'Dreiunddreißig' ... die schöpferischen Deva ... die Deva, die an den Werken der anderen Deva ihre Freude haben ... die letzteren sind ausgezeichneter und auserwählter als die vorhererwähnten ... es wäre also besser, deine Gedanken auf die Brahma-Welt zu richten.'

Wenn dann des kranken Mannes Gedanken gefestigt sind, soll der andere sagen: 'Mein Freund, auch die Brahma - Welt ist vergänglich, sie dauert nicht an, ist in einer Person eingekerkert. Gut für dich Freund wäre es, wenn du deinen Geist über die Brahma-Welt erheben würdest und ihn auf die Befreiung vom Personen-Bündel richten würdest'.2

Und falls der kranke Mann entgegnet, so habe er getan, dann, Mahānāma, erkläre ich, daß es keinen Unterschied gibt zwischen dem Laienjünger, der dies versichert, und dem Mönch, dessen Herz von den āsava befreit ist. Dies soll heißen, daß es keinen Unterschied gibt zwischen der Befreiung von den Befleckungen bei dem einen und der Erlösung von den Befleckungen bei dem andern."

Es ist gefahrvoll, einer Geburt unterworfen zu sein. Keine Wiedergeburt in irgendeiner Existenzebene sollte der Wiedergeburt in der höchsten himmlischen Ebene vorgezogen werden. Falls man nicht wiedergeboren werden möchte, sollte man die vier Edlen Wahrheiten kennen. Ihre Erkenntnis führt zum Ende aller Wiedergeburten.

Die erste Ariya Wahrheit ist die Wahrheit vom Leiden. Könnten wir z.B. erleben, daß Sehen in diesem Augenblick, Hören, Zuneigung oder irgendeine geistige oder materielle Wirklichkeit, die jetzt erscheint, nur ein Element ist, das entsteht und vergeht, wären wir fähig, die Wahrheit vom Leiden zu erkennen.
Was entsteht und vergeht, kann keine Befriedigung geben. Es ist Leiden. Die zweite Ariya Wahrheit ist die Entstehung des Leidens. Leiden hat seinen Ursprung im Begehren. Durch die Entfaltung des Achtfachen Pfades wird weniger Begierde entstehen.
Wir werden uns weniger an geistige und materielle Erscheinungen anklammern. Wenn es schließlich keine Begierde mehr gibt, ist das Ende der Wiedergeburt erreicht. Das ist das Ende des Leidens. Die dritte Ariya Wahrheit ist die Erlöschung des Leidens, das ist nibbāna. Und die vierte Ariya Wahrheit ist der Pfad, der zur Leidenserlöschung führt, das ist der Achtfache Pfad.


Wir lesen in der 'Mahā-Parinibbāna-Sutta' (Chapter II, 1,2, 'Digha Nikāya'):

'Der Erhabene zog mit einer großen Anzahl Mönchen nach Kotigāma. Er ließ sich dann in jenem Dorfe nieder. Und an jenem Ort wandte er sich an die Mönche und sprach: „Weil die vier Edlen Wahrheiten nicht verstanden und begriffen werden, o Mönche, mußten wir, sowohl ihr als auch ich, so lange auf diesem mühevollen Wanderweg wandern! '

Und was sind diese vier? Es ist die 'Edle Wahrheit' vom Leiden.3 Die 'Edle Wahrheit' über den Ursprung des Leidens. Die 'Edle Wahrheit' über die Erlöschung des Leidens, und die 'Edle Wahrheit' über den Pfad, der zur Erlöschung des Leidens führt. Wenn aber diese 'Edlen Wahrheiten' begriffen und erkannt werden, ist die Gier nach zukünftigem Leben mit den Wurzeln ausgerissen. Das, was zu erneutem Werde führt, ist zerstört, und dann gibt es keine Geburt mehr!"



Fragen
  1. Warum sprechen die buddhistischen Lehren von der Hölle? Was beabsichtigt man damit?
  2. Was ist eine Existenzebene?
  3. Was ist der Unterschied zwischen 'Bewußtseinsebene' und 'Existenzebene'?
  4. Was entscheidet darüber, zu welcher Bewußtseinsebene ein Geistmoment gehört?
  5. Die menschliche Ebene ist eine Daseinsebene der Sinne. Gibt es in der menschlichen Ebene nur citta, die kāmāvacara citta sind? (Das sind Geistmomente, die zur sinnlichen Bewußtseinsebene gehören.)
  6. Die rūpa-brahma Ebenen sind keine sinnlichen Daseinsebenen. Entstehen kāmāvacara citta in den rūpa-brahma Ebenen? Und falls so, alle Typen?


Anmerkungen
  1. Im Englischen Text steht für 'besonnen' (discreet) 'sappañño', und eswird im Sāratthappakāsini, einem Kommentar, mit 'sotāpanno' erklärt.
  2. Die fünf khandha
  3. Der englische Text hat hier 'sorrow' (Kummer, Leid, Jammer, Schmerz)