ABHIDHAMMAṬṬHA-SAṄGAHA SIEBENTER TEIL

KOMPENDIUM DER KATEGORIEN

Samuccaya-Saṅgaha

Es wurden 72 Kategorien mitsamt ihren Merkmalen gelehrt. Diese Sammlung der Kategorien will ich nunmehr in rechter Weise vortragen. Dabei hat man vier Gruppen zu unterscheiden:

1. Kompendium der karmisch unheilsamen Kategorien, 
2. Kompendium der vermischten Kategorien, 
3. Kompendium der 37 zum Wissen gehörenden Kategorien, 
4. Kompendium des Ganzen.

[Zusammenfassende Gliederung]

1. KOMPENDIUM DER KARMISCH UNHEILSAMEN KATEGORIEN (AKUSALA-SANGAHA) 
   1.1. Dhamma-Aufzählung der unheilsamen Kategorien
   1.2. Dhamma-Zusammenfassung der unheilsamen Kategorien nach wahrer Natur
2. KOMPENDIUM DER VERMISCHTEN KATEGORIEN (MISSAKA-SANGAHA)
   2.1. Dhamma-Aufzählung der vermischten Kategorien
   2.2. Dhamma - Zusammenfassung der vermischten Kategorien nach wahrer Natur
3. KOMPENDIUM DER 37 ZUM WlSSENGEHÖRENDEN DlNGE (BODHIPAKKHIYA-SANGAHA)
   3.1. Dhamma-Aufzählung der Wissens-Kategorien
   3.2. Dhamma - Zusammenfassung der Wissens-Kategorien nach wahrer Natur
4. KOMPENDIUM DES GANZEN (SABBA-SANGAHA)
   4.1. Dhamma-Aufzählung der Gesamt-Kategorien
   4.2. Dhamma - Zusammenfassung der Gesamt-Kategorien nach wahrer Natur


1. KOMPENDIUM DER KARMISCH UNHEILSAMEN KATEGORIEN (AKUSALA-SANGAHA)
1.1 Dhamma-Aufzählung der unheilsamen Kategorien
Im Kompendium der unheilsamen Kategorien unterscheidet man zunächst:

§ 142 [unheilsame Kategorien]
a) 4 Triebe (āsava, wörtl. 'Einströmungen'):
Sinnlichkeitstrieb, Daseinstrieb, Ansichtstrieb, Unwissenheitstrieb (kāma-āsava, bhava-āsava, diṭṭhi-āsava, avijjā-āsava)
b) 4 Fluten (ogha):
Sinnlichkeitsflut, Daseinsflut, Ansichtsflut, Unwissenheitsflut; Identisch mit den 4 Trieben.
c) 4 Fesselungen (yoga):
Sinnlichkeitsfesselung, Daseinsfesselung, Ansichtsfesselung, Unwissenheits-Fesselung; Identisch mit den 4 Trieben.
d) 4 Verstrickungen (gantha):
die körperliche Verstrickung Habgier, die körperliche Verstrickung Übelwollen, die körperliche Verstrickung Haften an Regeln und Riten, die körperliche Verstrickung Glaubensfanatismus (d. i. die Ansicht: 'Nur dies ist die Wahrheit, alles andere Unsinn') (abhijjhā-kāyagantha, vyāpāda-kāyagantha, sīlabbataparāmāsa-kāyagantha, idamsaccâbhinivesa-kāyagantha).
e) 4 Anhaftungen (upādāna):
Sinnliches Anhaften, Anhaften an Ansichten, Anhaften an Regeln und Riten, Anhaften an Persönlichkeitsglauben (kāmûpādāna, diṭṭhi-upādāna,sīlabbata-upādāna, attavāda-upādāna);
f) 6 Hemmungen (nivāraṇa):
Sinnliche Gier, Übelwollen, Starrheit und Mattheit, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, Zweifelsucht, Unwissenheit (kāmacchanda, vyāpāda, thīna-middha, uddhacca-kukkucca, vicikicchā, avijjā) ;
In den Sutten werden nur die ersten 5 Eigenschaften als Hemmungen bezeichnet.
g) 7 Neigungen (anusaya):
Sinnliche Gier, Daseinsgier, Groll, Dünkel, verkehrte Ansicht, Zweifelsucht, Unwissenheit (kāmarāga, bhavarāga, paṭigha, māṇa, diṭṭhi, vicikicchā, avijjā);
h) 10 Fesseln: (saṁyojana)
gemäß den Sutten; Sinnliche Gier, Gier nach feinkörperlichem Dasein, Gier nach unkörperlichem Dasein, Groll, Dünkel, Ansicht, Haften an Regeln und Riten, Zweifelsucht, Aufgeregtheit, Unwissenheit (kāmarāga, rūpa°, arūpa, paṭigha, māṇa, diṭṭhi, sīlabbataparāmāsa, vicikicchā, uddhacca, avijjā);
Diese Aufzählung deckt sich keineswegs mit der in den Sutten üblichen Reihenfolge, auch findet sich dort sakkāya- diṭṭhi (Persönlichkeitsansicht) statt bloß diṭṭhi (Ansicht).
i) 10 weitere Fesseln:
gemäß dem Abhidhamma: Sinnlichkeitsgier, Daseinsgier, Groll, Dünkel, Ansicht, Haften an Regeln und Riten, Zweifelsucht, Neid, Geiz, Unwissenheit (kāmarāga, bhava°, paṭigha, māṇa, diṭṭhi, sīliabbataparāmāsa, vicikicchā, issā, macchariya, avijjā);
j) 10  Geistestrübungen (kilesa):
(kilesa; häufig von mir als 'Leidenschaften' wiedergegeben): Gier, Hass, Verblendung, Dünkel, Ansicht, Zweifelsucht, Starrheit, Aufgeregtheit, Schamlosigkeit, Gewissenlosigkeit (lobha, dosa, moha, māṇa, diṭṭhi, vicikicchā, thīna, uddhacca, ahirika, anottappa).

Fast alle obigen Pālibegriffe sind im Buddhistischen Wörterbuch erklärt.


§ 143 Was die obigen Kategorien anbetrifft, so hat man da (z.B. in a, b, c) unter den Namen 'Sinnlichkeit' (kāma; hier die Sinnesobjekte) und 'Dasein' (bhava) genau genommen das, jene beiden Dinge zum Objekt habende, Begehren (taṇhā) zu verstehen (also Begehren nach den sinnlichen Dingen bzw. nach Dasein). - Haften an Regeln und Riten, Glaubensfanatismus und Persönlichkeitsglaube (d, e, h, i) aber gelten als die in dieser Weise sich manifestierende Ansicht (diṭṭhi).

1.2 Dhamma-Zusammenfassung der unheilsamen Kategorien nach wahrer Natur
Zusammenfassung
§ 144 Mit Hinsicht auf die wahre Natur der Dinge wurden also gelehrt:
(1)3 Triebe:
1. Begehren nach sinnlichen Dingen bzw. Dasein,2. Ansichten und 3. Unwissenheit; [vgl.] §142a
(2)3 Fluten:
wie vorh.; §142 b); 3 Fesselungen (wie vorh.; § 142 c);
(3)3 Fesselungen:
(wie vorh.; § 142 c);.
(4)3 Verstrickungen:
1. Habgier, 2. Übelwollen, 3. Ansichten; [vgl.] §14 d;
(5)2 Anhaftungen(§142 e):
[Anhaften an Sinnlichkeit und Ansichten]
(6)8 Hemmungen:
Die 3. und 4. der 6 Hemmungen (§ 142 f) bilden nämlich in Wirklichkeit je 2 Hemmungen.
(7)6 Neigungen:
1. Gier, 2. Groll, 3. Dünkel usw.; § 142 g;
(8)9 Fesseln:
Es ist mir unverständlich, warum nicht auch hier die 3 verschiedenen Arten des Begehrens, wie kāma-, rūpa- und arūpa-rāga, nur als eine einzige Fessel, nämlich 'Begehren' gezählt werden, ebenso diṭṭhi und sīlabbataparāmāsa als 'Ansicht'
(s. § 142 h).
(9)10 Geistestrübungen:
(§ 142 j).


Dies nun gilt als die neunfache Zusammenfassung der karmisch-unheilsamen Kategorien.
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2. KOMPENDIUM DER VERMISCHTEN KATEGORIEN (MISSAKA-SANGAHA)
2.1 Dhamma-Aufzählung der vermischten Kategorien
a) § 145 6 Wurzelbedingungen (hetu; s. § 3). Hier nun hat man zu unterscheiden:
   (1) Gier (lobha)
   (2) Hass (dosa)
   (3) Verblendung (moha)
   (4) Gierlosigkeit (alobha)
   (5) Haßlosigkeit (adosa)
   (6) Unverblendung (amoha)

b) §146 7 Vertiefungsglieder (jhānaṅga)
    (1) Gedankenfassung (vitakka)
    (2) Diskursives Denken (vicāra)
    (3) Verzückung (pīti; Interesse)
    (4) Sammlung (samādhi)
    (5) Freude (somanassa)
    (6) Indifferenz (upekkhā)
    (7) Trübsal (domanassa)

1-6 sind entweder karmisch heilsam, unheilsam oder karmisch-unabhängig funktionierend, während (7) stets unheilsam ist. Näheres s. B.Wtb.:paccaya 17.

c) § 147 12 Pfadglieder (maggaṅga)
   • (Rechter Pfad)
      (1) Rechte Erkenntnis (sammā –diṭṭhi)
      (2) Rechte Gesinnung (sammā-sankappa)
      (3) Rechte Rede (sammā-vācā)
      (4) Rechte Tat (sammā -kammanta)
      (5) Rechter Lebensberuf (sammā-ājīva)
      (6) Rechte Anstrengung (sammā-vāyāma)
      (7) Rechte Achtsamkeit (sammā-sati)
      (8) Rechte Sammlung (sammā-samādhi)

• (Verkehrter Pfad)
      (9) Verkehrte Erkenntnis (miccha-diṭṭhi)
     (10) Verkehrte Gesinnung (miccha-sankappa)
     (11) Verkehrte Anstrengung (miccha-vāyāma)
     (12) Verkehrte Sammlung (miccha-samādhi)

Die in Vis. XVII und Paṭṭhāna (s. Führer) als Pfad-Bedingung (magga-paccaya) aufgezählten 12 Glieder lauten anders, nämlich:
    (1) Wissen (paññā; identisch mit 1)
    (2) Gedankenfassung (vitakka; als rechte Gedankenfassung = 2, als verkehrte = 10)
    (3) Rechte Rede = 3
    (4) Rechte Tat = 4
    (5) Rechter Lebensberuf = 5
    (6) Willenskraft (viriya; als rechte Willenskraft = 6, als verkehrte =11)
    (7) Achtsamkeit (als rechte = 7; verkehrte Achtsamkeit fehlt oben!)
    (8) Sammlung (als rechte = 8, als verkehrte = 12) (die nachfolgenden fehlen oben)
    (9) Verkehrte Erkenntnis = 9
   (10) Verkehrte Rede
   (11) Verkehrte Tat 
   (12) Verkehrter Lebensberuf 

Die in meiner Ausgabe aufgezählten Pfadglieder sind falsch bzw. un-vollständig, denn es fehlen 4 Glieder des verkehrten Achtfachen Pfades, nämlich verkehrte Rede, Tat, Lebensberuf und verkehrte Achtsamkeit. Leider steht mir zur Zeit keine weitere Ausgabe zur Verfügung, um sie mit meinem Text vergleichen zu können.


d) §148 22 Fähigkeiten (indriya)
    • Sinnesorgane
      (1) Sehorgan
      (2) Hörorgan
      (3) Riechorgan
      (4) Schmeckorgan 
      (5) Körperorgan
   • Bewusstsein 
      (6) Bewusstseinsorgan
   • Geschlecht
      (7) Weiblichkeit
      (8) Männlichkeit
   • Vitalität
      (9) Vitalität (körperliche und geistige)
   • Gefühl
     (10) körperliches Wohlgefühl 
     (11) körperliches Wehgefühl 
     (12) Freude 
     (13) Trübsal 
     (14) Indifferenz
   • Geistige Fähigkeiten 
     (15) Vertrauen 
     (16) Tatkraft 
     (17) Achtsamkeit 
     (18) Sammlung 
     (19) Wissen
   • Überweltliche Fähigkeiten 
     (20) die Gewissheit 'Das noch nicht Erkannte werde ich erkennen' (§ 152) 
     (21) Höchstes Wissen, Gnosis  
     (22) die Fähigkeit des Erkannt habenden

1—5 und 7, 8 sind körperlich; 9 ist entweder körperlich oder geistig; alle übrigen sind geistig.
20 entsteht beim Eintritt in den Strom, 21 beim Aufsteigen der Frucht des Stromeintritts, 22 beim Aufsteigen der Frucht der Heiligkeit. Vgl. B.Wtb.: ariya-puggala.


e) § 149 9 Geistige Kräfte (bala)
   (1) Vertrauen (saddhā)
   (2) Willenskraft (viriya)
   (3) Achtsamkeit (sati)
   (4) Sammlung (samādhi)
   (5) Wissen oder Einsicht (paññā)
   (6) Schamgefühl (hiri)
   (7) Gewissensangst (ottappa)
   (8) Schamlosigkeit (ahirika)
   (9) Gewissenlosigkeit (anottappa)

Siehe B.Wtb.: bala und indriya-samatta

f) § 150 4 Vorherrschende Faktoren (adhipati)
   (1) (Konzentrierte) Absicht (chanda)
   (2) (Konzentrierte) Willenskraft (viriya)
   (3) (Konzentriertes) Bewusstsein (citta)
   (4) (Konzentrierte) Erwägung (vīmamsā)

Hierüber s. B.Wtb.: paccaya 3.


g) § 151 4 Nahrungen (āhāra) oder Grundlagen
   (1) Stoffliche Nahrung (kabaḷīkāra)
   (2) Bewusstseinseindruck (phassa)
   (3) Geistiger Wille (mano-sañcetanā) = heilsames bzw. unheilsames Karma
   (4) Bewusstsein (viññāṇa, hier das Wiedergeburtsbewusstsein)


"Die Stoffliche Nahrung ernährt die aus 8 Bestandteilen - dem Nährstoff als achtem - bestehende Körperlichkeit (§ 134). Der Bewusstseinseindruck ist Nahrung oder Grundlage für die 3 Arten der Gefühle, der geistige Wille (Karma) für die Wiedergeburt. Das Bewusstsein ist die Grundlage für das Geistige und Körperliche im Augenblick der Wiedergeburt." (Vis. XI)

(Erklärungen zu obigem)
§ 152 Was da die Fähigkeiten (indriya) anbetrifft, so gilt da als 'Gewissheit: Das noch nicht Erkannte werde ich erkennen' (anaññātañ-ñassāmî t'indriya) die mit dem Pfad des Stromeintritts verbundene Erkenntnis (sotâpattimagga-ñāṇa), als 'Fähigkeit des Erkannthabenden' (aññātāv'indriya) die mit der Frucht der Heiligkeit verbundene Erkenntnis (arahatta-phala-ñāṇa) und als 'Höchstes Wissen' (aññ'indriya) die dazwischen liegenden 6 Erkenntnisse (von Frucht des Stromeintritts, Pfad und Frucht der Einmal- und Niewiederkehr und Pfad der Heiligkeit). Die Lebensfähigkeit aber ist zweifach, körperlich oder unkörperlich. Die Vertiefungsglieder (jhän-anga) finden sich nicht in den 5 (sinnlichen) Bewusstseinsklassen (Sehen, Hören usw.), die geistigen Kräfte (bala) nicht in den der Willenskraft entbehrenden Bewusstseinsklassen (d.i. Fünfsinnesbewusstsein, Rezeptiv- und Prüfbewusstsein, Aufmerken am Fünfertor), die Pfadglieder (magganga) nicht in den wurzellosen Bewusstseinsklassen. Ebenso erreicht die (sehr schwache) Sammlung in der zweifelbegleiteten Bewusstseinsklasse (Tab.I 32) nie den Zustand eines Pfadgliedes oder einer geistigen Fähigkeit oder Kraft.

Von den Vorherrschenden Faktoren (adhipati) tritt jedes mal bloß ein einziger auf, und zwar bloß in den zweiwurzel- und dreiwurzelbegleiteten Impulsivklassen, je nach den Umständen.

2.2 Dhamma - Zusammenfassung der vermischten Kategorien nach wahrer Natur
Zusammenfassung
§ 153 Mit Hinsicht auf die wahre Natur der Dinge wurden (genau genommen) gelehrt:
6Wurzelbedingungen (hetu),
5Vertiefungsglieder (jhānanga; Freude, Trübsal und Indifferenz sind nämlich in dem einem Begriff 'Gefühl' eingeschlossen),
9Pfadglieder (magganga; rechte und verkehrte Gesinnung, Anstrengung und Sammlung gelten als nur 3 Dinge [statt 6], nämlich als Gesinnung usw.),
16Fähigkeiten (indriya; 10-14 gelten als Gefühl, 19-22 als Wissen, 9 aber gilt als 2 Fähigkeiten: körperliche und geistige Vitalität),
9Kräfte (bala),
4Vorherrschende Faktoren (adhipati),
4Nahrungen (āhāra).


So wurde das mit karmisch heilsamen, unheilsamen und karmisch unabhängig funktionierenden Dingen vermischte Kompendium der Vermischten Kategorien gelehrt.
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3. KOMPENDIUM DER 37 ZUM WlSSENGEHÖRENDEN DlNGE (BODHIPAKKHIYA-SANGAHA)
3.1 Dhamma-Aufzählung der Wissens-Kategorien
§ 154 Hier nun hat man zu unterscheiden:
4 Grundlagen der Achtsamkeit (satipaṭṭhāna = sati + upaṭṭhāna): Körperbetrachtung, Gefühlsbetrachtung, Bewusstseinsbetrachtung, Geistobjektbetrachtung (kāya- anupassanā, vedanā°, citta°, dhamma°);
4 Rechte Anstrengungen (samma- padhāna): die Anstrengung, die aufgestiegenen üblen Dinge zu über-winden, die noch nicht aufgestiegenen üblen Dinge nicht aufsteigen zu lassen, die noch nicht aufgestiegenen heilsamen Dinge aufsteigen zu lassen, die aufgestiegenen heilsamen Dinge anwachsen zu lassen;
4 Machtfährten (iddhipāda): (Konzentrierte) Absicht, Bewusstsein, Willenskraft, Erwägung (chanda, citta, viriya, vīmamsā)
5 Geistige Fähigkeiten (indriya): Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Sammlung, Wissen (saddhā, viriya, sati, samādhi, paññā);
5 Geistige Kräfte (bala): Vertrauen, Willenskraft, Achtsamkeit, Sammlung, Wissen (saddhā, viriya, sati, samādhi, pañña);
7 Erleuchtungsglieder (bojjhaṅga): Achtsamkeit, Wahrheitsergründung, Willenskraft, Verzückung, Gestilltheit, Sammlung, Gleichmut (sati, dhammavicaya, viriya, pīti, passaddhi, samādhi, upekkha);
8 Pfadglieder (magganga): Rechte Erkenntnis, Rechte Gesinnung, Rechte Rede, Rechte Tat, Rechter Lebensberuf, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung (samma-diṭṭhi, °sankappa, °vaca, °kammanta, °ajīva, °vayama, °sati, °samādhi).
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37 

Hierunter aber gelten die 4 Grundlagen der Achtsamkeit als ein einziger Faktor, nämlich als 'Rechte Achtsamkeit' (sammasati), ebenso die 4 Rechten Anstrengungen als 'Rechte Anstrengung' (sammāvāyāma).

3.2 Dhamma - Zusammenfassung der Wissens-Kategorien nach wahrer Natur
ZUSAMMENFASSUNG
§ 155 Dieses Kompendium bildet nach Einteilung in 37 Faktoren 7 Gruppen. In Wirklichkeit jedoch finden sich da nur 14 Faktoren.
Die dabei ausgelassenen 23 Faktoren kommen nämlich z.T. wiederholt vor, z.T. bilden sie Sammelbegriffe, was aus dem Folgenden zu ersehen ist.

Diese 14 Faktoren sind: (1) Absicht, (2) Bewusstsein, (3) Gleichmut, (4) Vertrauen, (5) Gestilltheit, (6) Verzückung, (7) Rechte Erkenntnis, (8) Rechte Gesinnung, 3 Enthaltsamkeiten (9) Rechte Rede, (10) Rechte Tat, (11) Rechter Lebensberuf), (12) Rechte Anstrengung, (13) Rechte Achtsamkeit, (14) Rechte Sammlung.

Faktoren \ KonzeptVier
Grund-
lagen der
Achtsam-
keit
Vier
Rechte
Anstren-
gungen
 
Vier
Macht-
fährten
 
 
Fünf
Fähig-
keiten
 
 
Fünf
Kräfte

 
 
Sieben
Erleucht-
tungs-
glieder
 
Acht
Pfad-
glieder
 
 
  (1) Absicht--Absicht----
  (2) Bewusstsein--Bewusstsein----
  (3) Gleichmut-----Gleichmut-
  (4) Vertrauen---VertrauenVertrauen--
  (5) Gestilltheit-----Gestilltheit-
  (6) Verzückung-----Verzückung-
  (7) Rechte
 Erkenntnis
--ErwägungWissenWissenWahrheits-
ergründung
Rechte
Erkenntnis
  (8) Rechte
Gesinnung
------Rechte
Gesinnung
  (9) Rechte
Rede
------Rechte
Rede
(10) Rechte
Tat
------Rechte
Tat
(11) Rechter
 Lebensberuf
------Rechter
Lebensberuf
(12) Rechte
 Anstrengung
-4
Anstrengungen
Willens-
kraft
Willens-
kraft
Willens-
kraft
Willens-
kraft
Rechte
Anstrengung
(13) Rechte
 Achtsamkeit
4 Gr.d.
Achtsamk.
--Achtsam-
keit
Achtsam-
keit
Achtsam-
keit
Rechte
Achtsamkeit
(14) Rechte
 Sammlung
---SammlungSammlungSammlungRechte
Sammlung


In den 37 Faktoren werden
1-mal erwähnt Absicht
1-mal erwähnt Bewusstsein1
1-mal erwähnt Gleichmut1
1-mal erwähnt Gestilltheit1
1-mal erwähnt Verzückung1
1-mal erwähnt Rechte Gesinnung1
1-mal erwähnt Rechte Rede1
1-mal erwähnt Rechte Tat1
1-mal erwähnt Rechter Lebensberuf1
2-mal erwähnt Vertrauen1
4-mal erwähnt Sammlung1
5-mal erwähnt Wissen1
8-mal erwähnt Achtsamkeit1
9-mal erwähnt Willenskraft1
37-mal14 in Wirklichkeit vorhandene Faktoren


Dies ist die erhabene Darlegung der 37 höchsten Eigenschaften. Alle diese Dinge sind anzutreffen in den überweltlichen Bewusstseinsklassen, doch bisweilen fehlen darin Gesinnung (Dis-kursives Denken) und Verzückung (erstere von der 2. über-weltlichen Vertiefung ab, letztere von der 4. Vertiefung ab).
Auch in den weltlichen Bewusstseinszuständen finden sie sich, je nach den Umständen, während des Bestehens der sechsfachen Reinheit (§ 230 - 235).
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4. KOMPENDIUM DES GANZEN (SABBA-SANGAHA)
4.1 Dhamma-Aufzählung der Gesamt-Kategorien
a) 5 Gruppen (khandha)
§ 156 Hier hat man zu unterscheiden:
Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha) Gefühlsgruppe (vedanā°) Wahrnehmungsgruppe (saññā°) Geistesformationengruppe (sankhāra°) Bewusstseinsgruppe (viññāṇa°)

Unser sog. Individuelles Dasein ist in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloßer Prozess dieser körperlichen und geistigen Phänomene, ein Prozeß, der, seit undenkbaren Zeiten, schon vor unserer Geburt im Gange war, und der auch nach dem Tode sich für undenkbar lange Zeitperioden fortsetzen wird. Diese 5 Daseinsgruppen aber bilden, weder einzeln noch zusammengenommen, irgendeine in sich abgeschlossene wirkliche Ich-Einheit oder Persönlichkeit, und auch außerhalb derselben existiert nichts, was man als eine für sich unabhängige Ichheit bezeichnen könnte, so dass eben der Glaube an eine im höchsten Sinne wirkliche Ichheit, Persönlichkeit usw. eine bloße Illusion ist. Näheres s. B.Wtb.: khandha.

b) § 157 5 Anhaftungsgruppen (upādāna-kkhandha)
(1) Die Anhaftungsgruppe Körperlichkeit {rūpupädäna-kkhandha)
(2) Die Anhaftungsgruppe Gefühl (vedanā°)
(3) Die Anhaftungsgruppe Wahrnehmung (saññā°)
(4) Die Anhaftungsgruppe Geistesformationen (sankhāra°)
(5) Die Anhaftungsgruppe Bewusstsein (viññāṇa°)

In Vis. XIV, wo die ausführlichste Darlegung der 5 Gruppen zu finden ist, heißt es über den Unterschied zwischen den Termini 'Gruppe' und 'Anhaftungsgruppe': "Von Gruppen spricht man ganz allgemein; als Anhaftungsgruppen aber werden sie bezeichnet, sofern sie im Menschen noch einen Anlass bilden zur Entstehung von Trieben oder Anhaftungen." Ferner s. S XXII, 48.


c) § 158 12 Grundlagen (ayatana)
(1) Seh-Organ (cakkhâyatana)(7) Seh- Objekt (rūpa°)
(2) Hör-Organ (sota°)(8) Hör- Objekt (sadda°)
(3) Riech-Organ (ghāna°) (9) Riech- Objekt (gandha°)
(4) Schmeck-Organ (jivhā°)(10) Schmeck- Objekt (rasa°)
(5) Körper-Organ (kāya°) (11) Körpereindruck- Objekt (phoṭṭhabba°)
(6) Geist- Grundlage (manâyatana) (12) Geist- Objekt (dhammâyatana)


"Als Sehorgan gilt der, aus den 4 Elementen gebildete, sensitive Teil des Auges (cakkhu- pasāda),… der auf Sinneseindrücke reagiert (sap-paṭigha)…" (Vibh. II).
Als Geist -Grundlage (manâyatana) gilt alles Bewusstsein überhaupt. Die Geistgrundlage ist also nicht zu verwechseln mit dem sog. Geist-Element (mano- dhātu), welch letzteres bloß die Funktionen des Aufmerkens und Rezipierens (§ 58, 59, 61) der Sinnesobjekte verrichtet und nur bei der sinnlichen Perzeption in Betracht kommt. Vgl. § 57.
Das Sehobjekt wird in Vibh. II beschrieben als "jenes aus den 4 physischen Elementen entstandene Phänomen, das als Farbe erscheint…".
Die Grundlage Geistobjekt, d.i. das Objekt des Geistes, ist identisch mit dem Geistobjekt-Element (s. folg.). Es mag sein körperlich oder geistig, gegenwärtig oder zukünftig, wirklich oder imaginär. -Siehe B.Wtb.: āyatana und Vis. XV, 1.


d) §159 18 Elemente (dhâtu)
(1) Seh-Organ-Element
(2) Hör- Organ-Element
(3) Riech- Organ-Element
(4) Schmeck-Organ-Element
(5) Körper-Organ-Element
(6) Seh-Objekt-Element
(7) Hör-Objekt-Element
(8) Riech-Objekt-Element
(9) Schmeck-Objekt-Element
(10) Körpereindruck-Objekt-Element
(11) Seh- Bewusstsein-Element
(12) Hör-Bewusstsein-Element
(13) Riech- Bewusstsein-Element
(14) Schmeck- Bewusstsein-Element
(15) Körper- Bewusstsein-Element
(16) Geist-Element (mano-dhātu)
(17) Geistobjekt-Element (dhamma-dhātu)
(18) Geist-Bewusstsein-Element (manoviññāṇa-dhātu)

Das Geist-Element verrichtet bloß die Funktionen des Aufmerkens und Rezipierens der Sinnesobjekte.
Das, was das Sehbewusstsein (cakkhu- viññāṇa) sieht, sind bloße Farben und Lichteindrücke, und keine dreidimensionalen körperlichen Gegenstände.
1-10 sind physisch; 11-16 und 18 sind geistig (Bewusstsein); 17 mag physisch oder geistig sein. - Siehe Vis. XV, 2.

e) § 160 4 Edle Wahrheiten (ariya-sacca)
(1) Die Wahrheit vom Leiden (dukkha - 5 Daseinsgruppen),
(2) die Wahrheit von der Leidensentstehung (dukkha-samudaya - Begehren),
(3) die Wahrheit von der Leidenserlöschung (dukkha-nirodha - Nibbâna),
(4) die Wahrheit von dem zur Leidenserlöschung führenden Pfade
     (dukkhanirodha-gāmini-paṭipadā = Achterpfad).

Die 4 Edlen Wahrheiten sind der prägnanteste Ausdruck für die gesamten Lehren des Buddhismus, so dass sämtliche, in den 3 buddhistischen Sammlungen, dem Ti-Piṭaka, niedergelegten Lehren in ihnen eingeschlossen sind. Ausführliches hierüber s. Wort des Buddha; über das Wesen der Leidenswahrheit und des Pfades s. B.Wtb.: sacca, magga. - Siehe Vis. XVI, 2.
(Weiteres über Geist-Objekt und Geist-Grundlage)


§ 161 In obigem gelten als Geistobjekt-Grundlage (dhammâyatana) oder Geistobjekt-Element (dhamma- dhātu) 69 Dinge, nämlich:
Geistesfaktoren (§ 19 — 25)52
Subtile Körperlichkeit* 16
Nibbāna1
69



* D.i. alle Körperlichkeit außer den 5 Sinnessorganen und den 7 Sinnesobjekten. Vgl. § 127 e.
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Die Geist-Grundlage (manâyatana) zerfällt in 7 Bewusstseins-Elemente (d.i. Element 11-16, 18; § 159).

4.2 Dhamma - Zusammenfassung der Gesamt-Kategorien nach wahrer Natur
ZUSAMMENFASSUNG
§ 162 Das Kompendium des Ganzen zerfällt in 5 Kategorien, nämlich:
(1) Die 5 Gruppen (khandha):
Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, die (nach Abzug von Gefühl und Wahrnehmung) übrig bleibenden (5) Geistesfaktoren (genannt die Geistesformationen-Gruppe), Bewusstsein;
(2) die 5 Anhaftungsgruppen (upādāna- kkhandha),
die als die 3 Daseinsebenen gerechnet werden (d.i. Als Sinnliche, Feinkörperliche oder Unkörperliche); das Nibbāna aber wird, da es nicht zu zerlegen ist (in vergangenes, gegenwärtiges, zukünftiges usw.), in den Gruppen nicht eingeschlossen;
(3) die 12 Grundlagen (ayatana),
die in die 6 Bewusstseinstore und 6 Objekte zerfallen; Über die Geist-Grundlage (manâyatana) jedoch s. § 158; über das Geisttor § 66.
(4) die 18 Elemente (dhātu),
die nach den Sinnestoren, Obiekten und den dadurch bedingten Bewusstseinsarten geordnet sind;
(5) die 4 Wahrheiten (sacca),
in denen das Leiden als die Runde in den 3 Daseinsebenen gilt, der Entstehungsgrund als das Be-gehren, die Erlöschung als das Nibbäna, der Pfad als über-weltlich, in welch letzterem aber die mit dem (überweltlichen) Pfad (des Stromeintritts usw.) verbundenen Geistesfaktoren und die Früchte (phala) nicht eingeschlossen sind.