Abhidhamma und Alltagspraxis


Kenntnisse im Abhidhamma können uns in der Meditation wie auch im Alltag helfen.

Abhidhamma ist wie eine geistige Landkarte.
Aber auch mit einer Land- oder Wanderkarte allein kommt man nicht ans Ziel. Man muss gelernt haben sie lesen und interpretieren zu können, aber vor allem muss man sich auf den Weg machen und wirklich selbst gehen. Eine Landkarte hat keinen Selbstzweck. Aber, egal wohin wir wollen oder was wir suchen, mit einer guten, exakten und vollständigen Landkarte kommt man sicher ans Ziel. Ohne Landkarte oder ohne sie zu verstehen wird unser Weg eher einem "Versuch und Irrtum" (trial and error)-Weg gleichen, vermutlich mit vielen Umwegen, Sackgassen, Stolpersteinen und Hindernissen. Ob und wann wir das Ziel erreichen, ist fraglich.

Berg
Oder wir haben das Glück, uns einem erfahrenen Bergführer anvertrauen zu können - d.h. unter Anleitung eines erfahrenen Meisters praktizieren zu können. Das kann viele Umwege, Irrwege und viel Zeit und Kraft ersparen. Hat oder findet man keinen solchen erfahrenen Lehrer und Führer, oder will sich nicht vollständig abhängig von ihm machen, so ist es besser die Lehre selbst als Lehrer zu nehmen. Wie der Buddha schon sagte: "Der Dhamma sei euer Lehrer, eure Zuflucht, euer Licht..."

Anwendunsbeispiele:

  • Es heißt: Freude (pīti) ist ein Erleuchtungsfaktor, sollte entwickelt werden, denn sie führt zu Sammlung und diese zu Einsicht, Weisheit ujnd Befreiung. Aber welche Freude? Ist jede Freude "heilsam" und führt uns Richtung Erleuchtung? Natürlich wissen wir: Schadenfreude sicher nicht! Aber sonst? Im Abhidhamma wird Freude und die damit verbundenen Geisteszustände genau analysiert und erklärt, welche heilsam sind, welche unheilsam. Wir bekommen Kriterien in die Hand, wie wir Freude bei uns selbst überprüfen können. Danach können wir selbst entscheiden, ob wir diese Freude kultivieren und fördern, oder sie lieber aufgeben sollten.


  • Angst ist leidvoll und unheilsam. Immer? Eigentlich kommt Angst nur in den in Hass wurzelnden Bewusstseinsarten (dosamula cittas) vor, und die wollen wir überwinden und auf jeden Fall nicht kultivieren. Aber es gibt auch Arten von "heilsamer Furcht", die es zu entwickeln und fördern gilt:
    Ottappa - Furcht vor Konsequenzen, wenn wir unethisch handeln würden - deshalb nehmen wir Rücksicht und enthalten uns der unethischen Tat;
    Saṃvega - Furcht vor den "bedingten Phänomenen", vor Vergänglichkeit und Tod... - dies führt zu einem Gefühl der Dringlichkeit und zu vīriya (Anstrengung und Energie)in unserer Praxis, was nur gut ist.


  • Sind Wünsche immer begleitet mit Begehren, Verlangen, Gier? Müssen wir alle Wünsche aufgeben? Nein. Der Geistesfaktor "chanda" ist nicht nur mit unheilsamem, in Gier (lobha) wurzelndem Bewusstsein verbunden. Er verbindet sich - mehr oder minder entwickelt und stark - mit fast allen Bewusstseinsarten, so auch mit allem heilsamem Bewusstsein.
    Buddha
    Der Wunsch zu meditieren ist gut, oder Abhidhamma studieren und verstehen zu wollen, einer Person helfen zu wollen, Nibbāna erlangen zu wollen. Chanda kann sehr mächtig sein.

    WegNicht umsonst heißt es:
    "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
    Aber: Aufpassen, was wir uns wünschen (es könnte wahr werden!!) und mit welcher Motivation...


  • Mit dem Abhidhamma können wir besser verstehen, welche Eigenschaften wir bei uns entwickeln sollten und wie.Wenn wir die Bedingungen, die uns glücklicher und freier machen, kennen, können wir versuchen, sie zu erzeugen oder zu stärken. Und indem wir lernen, wie unser Geist arbeitet und funktioniert, können wir diese Gesetze für unsere Ziele anwenden.

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