ABHIDHAMMAṬṬHA-SAṄGAHA DRITTER TEIL

KOMPENDIUM BESONDERER KATEGORIEN

Ālambana-Saṅgaha

5. Die Bewusstseinsklassen mit Hinsicht auf die Objekte (ārammana)

§ 76 In der Kategorie der Objekte unterscheidet man 6 Objekte: Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körpereindruck- und Geist-Objekt (dhammârammana).
Hierbei nun ist die körperliche Form (rūpa) dasselbe wie das Sehobjekt (rūpârammana). Das Entsprechende gilt auch von den 4 übrigen Objekten.
Das Geist-Objekt (dhammârammana) jedoch wird als sechsfach zusammengefasst, nämlich als:

1. sensitive Körperlichkeit (pasāda-rūpa, d.i. Sehorgan usw.)
2. subtile Körperlichkeit (sukhuma-rūpa, d.i. alle Körperlichkeit 
   außer den Sinnes-Organen und -Objekten und dem Feste-, Hitze- und Wind-Element, § 130),
3. Bewusstsein (citta),
4. Geistesfaktoren (cetasika),
5. Nibbāna (nibbāna) und
6. Begriff (paññatti).

Diese sind zu unterscheiden nach:
• 5.1 Mit Hinsicht auf die Objekte der Sechsertor-Bewusstseinsklassen
• 5.2.Mit Hinsicht auf die Objekte der von Toren unabhängigen Bewusstseinsklassen
• 5.3.Mit Hinsicht auf die Objekte der von Toren abhängigen Bewusstseinsklassen
• 5.4.Zusammenfassung


5.1 Mit Hinsicht auf die Objekte der Sechsertor-Bewusstseinsklassen
§ 77 Hierunter haben alle durch das Sehtor entstandenen Bewusstseinsklassen (cakkhudvārika-citta) stets nur das Sehobjekt als Objekt, und dieses ist bloß gegenwärtig (d.h. das Sehbewusstsein ist jedes mal bedingt durch die Gegenwart des Sehobjekts). Das Entsprechende gilt auch für die 4 übrigen Arten des Sinnesbewusstseins (d. i. Hören, Riechen usw.).

Das Objekt der durch das Geisttor entstandenen Bewusstseinsklassen (manodvārika-citta) indessen ist, je nach den Umständen, sechsfach (wie oben erklärt) und ist entweder gegenwärtig, vergangen, zukünftig oder von der Zeit unabhängig.



Abb. 5.3-1 Objekte des Sechser-Tor-Bewusstseins

* gegenwärtig, wenn sie durch das Sinnestor entstanden sind; ansonsten sind durch das Geisttor entstand entweder gegenwärtig, vergangen oder zukünftig.

[Das Geist-Bewusstsein kann reale und zeitlich begrenzte Objekte wie z.B. Sinnesobjekte oder Geistobjekte wie Bewusstseinszustände der Vergangenheit, Gegenwart und der Zukunft auffassen. Darüber hinaus kann das Geist-Bewusstsein auch zeitlose Objekte wie Konzepte - als nicht reale Objekte - oder auch nibbāna als zeitloses Objekt zum Objekt haben. Der Geist hat damit das Potenzial, über den konkreten Moment hinausgehend, die Dinge in ihrer Natur und ihren Bedingungen zu durchdringen. Tatsächliche Dinge, d.h. Dinge die im höchsten Sinne wirklich sind wie z.B. die Sinnesobjekte, cittas oder nibbāna, werden paramattha-dhamma oder auch Elemente (dhātus) genannt; sie werden den Konzepten (paññatti) gegenübergestellt, die nur der Konvention nach gültig sind.]


5.2. Mit Hinsicht auf die Objekte der von Toren unabhängigen Bewusstseinsklassen
(dvāravimutta-citta)
§ 78 Die Objekte der von Toren unabhängigen und als Wiedergeburt, Unterbewusstsein und Sterbe-Bewusstsein geltenden Bewusstseinsklassen (§ 57) sind ihrem Entstehen nach (d. i. als Objekte des registrierenden Bewusstseins) ebenfalls sechsfach (s. vorletzter Abschnitt); bisweilen aber sind es im Vorleben (unmittelbar vor dem Sterben) durch die 6 Tore aufgegriffene und damals gegenwärtige, vergangene oder begriffliche Objekte, bestehend in einer (eine früher begangene Tat im Geiste wiederholenden) Karmatätigkeit (kamma) oder einem Merkmal eines solchen Karma (kamma-nimitta; z.B. Blut, Dolch u. dgl.) oder einem Merkmal der bevorstehenden Daseinsfährte (gati-nimitta; z.B. Höllenfeuer oder himmlische Paläste u. dgl.).


5.3. Mit Hinsicht auf die Objekte der von Toren abhängigen Bewusstseinsklassen
(1) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit Sinnesobjekten (S)]
Unter jenen Bewusstseinsklassen haben die 5 Arten des Sinnesbewusstseins,
- wie Sehbewusstsein usw. (Tab.I 34-38, 50-54),
jedes mal nur ein einziges Objekt, wie Sehobjekt, Hörobjekt usw.

- die 3 Geist-Elemente (rezipierende und aufmerkendes; Tab.I 39, 55, 70)
aber haben 5 Objekte, nämlich das Sehobjekt usw.

- die übrigen karmagewirkten Bewusstseinsklassen der Sinnessphäre
(3 Prüf- und Registrier-Geist-Bewusstseins-Elemente: Tab.I 40, 41, 56; ferner 8 auch als Unterbewusstsein, Sterbe- und Wiedergeburtsbewusstsein funktionierende Bewusstseinsklassen: Tab.I 42-49) sowie das lächeln- hervorrufende Bewusstsein (Tab.I 72) des Arahat: diese haben unter allen Umständen bloß Objekte der Sinnessphäre. (Vgl. § 79 (1)).
(2) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit Mahaggata-Objekten (M)]
Unter den Bewusstseinsklassen der Unkörperlichen Sphäre haben die 2. und 4. Bewusstseinsklasse (d.i. das Bewusstseinsunendlichkeitsgebiet und das Weder-Wahrnehmung-Noch-Nicht-Wahrnehmungsgebiet; Tab.I 15, 63, 87; 17, 65, 89) übernormale (mahaggata) Objekte.
(3) [Bewusstseinsklasse assoziiert nur mit Konzept-Objekten (K)]
Die übrigen aber haben bloß begriffliche Objekte. (Vgl. § 79, 2).
Die 1. und 3. Bewusstseinsklasse der Unkörperlichen Sphäre, nämlich das Raumunendlichkeits- und das Nichtsheit-Gebiet, sind keine wirklichen, sondern bloß begriffliche Zustände.
(4) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit Nibbāna-Objekt]
Die überweltlichen Bewusstseinsklassen (4 Pfade und 4 Früchte, § 16) haben das Nibbāna zum Objekt. (Vgl. § 79, 4).
(5) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit weltlichen Objekten (W)]
Bloß die 12 unheilsamen Bewusstseinsklassen (Tab.I. 22-33) und die mit Wissen nicht verbundenen Impulsiv-Bewusstseinsklassen (4 heilsame + 4 karmisch- unabhängig funktionierende; Tab.I 3, 4, 7, 8; 75, 76, 79, 80) mögen alle Dinge, außer den überweltlichen (lokuttara), zum Objekt haben. (Vgl. §79, 5). Auch die Heiligen mögen bisweilen selbst mit Wissen nicht verbundene Impulsiv-Bewusstseinszustände haben, und zwar dann, wenn sie nicht gerade ihren Geist auf Erkenntnisdinge richten, sondern sich etwa in Gedanken von Güte und Mitleid vertiefen.
(6) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit allen Objekten außer arahat-ciittas (A*)]
Die 4 wissen-verbundenen heilsamen (kusala) Bewusstseinsklassen der Sinnessphäre (Tab.I. 1, 2, 5, 6) sowie das als 5. Vertiefung geltende magisch-heilsame (abhinnā-kusala, eig. Mit Höheren Geisteskräften verbundene') Bewusstsein mögen alle Dinge außer Pfad und Frucht der Heiligkeit (arahatta-magga und °phala) zum Objekt haben. (Vgl. § 79, 6).
(7) [Bewusstseinsklasse assoziiert mit allen Objekten (A)]
Die wissen- verbundenen karmisch- unabhängig funktionierenden (kiriya) Bewusstseinsklassen der Sinnessphäre (Tab.I. 73, 74, 77, 78) sowie das karmisch- unabhängig funktionierende magische (kiriyabhinnā; Tab.1 85) und das Feststell-Bewusstsein (in seiner Funktion als 'Aufmerken am Geisttor'; Tab.I. 71) mögen in jeder Hinsicht alle Dinge zu Objekten haben. (Vgl. § 79, 7).



ZUSAMMENFASSUNG
§ 79 Hier lassen sich 7 Gruppen von Bewusstseinsklassen unterscheiden. Es entstehen nämlich:

(1) 25 Bewusstseinsklassen bei begrenztem Objekt (der Sinnessphäre=S), 
(2)   6 Bewusstseinsklassen bei übernormalem Objekt (Unkörperlichen Sphäre), 
(3) 21 Bewusstseinsklassen bei konventionellem (begrifflichem, unwirklichem) Objekt,
         [ohne magische 5. Vertiefung 21 sonst 19 mit konventionellen Objekt] 
(4)   8 Bewusstseinsklassen bei dem Nibbāna-Objekt (N), 
(5) 20 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten, außer bei überweltlichen Objekten,
(6)   5 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten, außer bei höchstem Pfad und höchster Frucht
       [ohne magische 5. Vertiefung 4 Bewusstseinsklassen]
(7)   6 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten.
         [ohne magische 5. Vertiefung 5 Bewusstseinsklassen]




Abb. 5.3-1 Sieben Gruppen mit unterschiedlichen Objekten: (S=Sinnesobjekt, K=Konzept, M=mahaggata-Objekt, W=weltliche Objekte, A*=alle Objekte aus arahatta, K*=Konzept oder A* bei kusala, bei kiriya Konzept oder A;A=alle Objekte)


(1) 25 Bewusstseinsklassen bei begrenztem Objekt (S=Sinnesphären-Objekt)
     23 alle karmagewirkten Bewusstseinsklassen (Tab.I. 34-56 oder ahetuka-1 bis 15 u. sobhana-9 bis 16)
       1 Aufmerken am Fünfertor (Tab.I. 70 oder ahetuka-16)
       1 lächeln-hervorrufendes Bewusstsein des Arahat (Tab.I. 72 oder ahetuka-18)

(2) 6  Bewusstseinsklassen bei übernormalem Objekt (M=mahaggata-Objekt):
     2  heilsam [arūpa-2 und 4],
     2  karmagewirkt [arūpa-6 und 8],
     2  karmisch-unabhängig funktionierend [arūpa-10 und 12]

(3) 21 Bewusstseinsklassen bei konventionellem 
     (begrifflichem, unwirklichem) Objekt (K=konventionionelles Objekt)
     15 Feinkörperliche Bewusstseinsklassen 
          (heilsame, karmagewirkte, karmisch-unabhängig funktionierende)
       6 Raumunendlichkeitsgebiet, Nichtsheitgebiet 
          (heilsame, karmagewirkte, karmisch-unabhängig funktionierende)

(4) 8 Bewusstseinsklassen bei dem Nibbāna-Objekt (N=Nibbāna-Objekt)
     4 Pfade 
     4 Früchte  

(5) 20 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten, 
     außer bei überweltlichen Objekten (W=alle Objekte ohne überweltlich)
     12 Alle unheilsamen Bewusstseinsklassen
       4 mit Wissen nicht verbundene heilsame  
       4 karmisch-unabhängig funktionierende Impulsiv-Bewusstseinsklassen

(6) 5 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten, außer bei höchstem Pfad und höchster Frucht 
     (A*=alle Objekte außer arahatta-Objekt)  
     4 Wissen-verbundene heilsame Bewusstseinsklassen (Tab.I., 2, 56)
     1 heilsame magische Bewusstseinsklasse (= 5. Vertiefung) 

(7) 6 Bewusstseinsklassen bei allen Objekten (A=alle Objekte)
     4 Wissen-verbundene karmisch-unabhängig funktionierende Bewusstseinsklassen
     1 karmisch-unabhängig funktionierende magische Bewusstseinsklassen (Tab.I. 85)
     1 Aufmerken am Geisttor (Tab.I. 71)

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[K* (kusala)=K oder A* oder K* (kiriya): K oder A:
Eine Besonderheit stellt die fünfte Vertiefung dar, die entweder als normale fünfte Vertiefung ein Konzept zum Objekt hat oder als heilsame magische fünfte Vertiefung mit allen Objekten außer dem arahatta-Objekt (A*) assoziiert sein kann, als magische fünfte Vertiefung (kiriya) mit allen Objekten (A)]




Abb. 5.3-2 Bewusstsein und Objekt-Kategorien



Verweis auf weitere besondere Kategorien:
1. Gefühl (vedanā),
2. Wurzelbedingungen (hetu),
3. Funktionen (kicca),
4. Bewusstseinstore (dvāra),
5. Objekte (ārammana),
6. physischen Grundlagen(vatthu)